Franz Hinkelammert
Die dem Menschen externe Natur ist der erweiterte Körper des Menschen. Sie ist dem Menschen nicht völlig extern. Sie ist menschliches Leben, das eben nicht nur das Leben unseres Körpers im direkten und persönlichen Sinne ist, sondern gleichzeitig das Leben als Leben unseres erweiterten Körpers ist. Daher gilt: die dem Menschen äußere Natur zu schonen und anzuerkennen, ist gleichzeitig das Leben jedes einzelnen Menschen anzuerkennen. Es handelt sich letztlich um das Gleiche. Dies impliziert: die Achtung für die Natur ist ein Menschenrecht. Es ist gleichzeitig die Achtung für ein Recht, das die Natur hat, aber als solches ist dieses Recht der Natur gleichzeitig ein Menschenrecht.
Es handelt sich daher um zwei Formen der Achtung und des Respekts: das Leben des Menschen und das Leben der gesamten Natur. Aber letztlich sind beide Formen der Achtung und des Respekts unter sich gleich.
Ein Physiker hingegen spricht von einer abstrakten Sicht der Wirklichkeit, wenn er von der Tatsache abstrahiert, dass die gesamte Natur der erweiterte Körper des Menschen ist.
Auf der anderen Seite spricht der Wirtschaftswissenschaftler über ein Wirtschaft, die ebenfalls eine abstrakte Sicht der Wirklichkeit ist, in der wir leben. In dieser gelebten Wirklichkeit ist die Wirtschaft eine Aktivität, die am menschlichen Leben orientiert ist und damit an der gesamten Körperlichkeit des Menschen. Die Wirtschaftswissenschaften hingegen abstrahieren von dieser Tatsache. Deshalb sprechen sie nicht einmal von der wirtschaftlichen Wirklichkeit und schaffen ganz künstlich eine andere, in der sich Geld mit Geld und immer Geldausdruck mit Geldausdruck verbinden, wobei der Mensch nur noch als Geld ausgedrückte Wirklichkeit bewegt. Ausdrücklich drücken diese Wirtschaftswissenschaft das menschliche Leben (in seiner Integrität mit der Natur) als externen Faktor wirtschaftswissenschaftlichen Denkens und daher nicht einmal als Objekt dieses Denkens aus. Damit abstrahieren sie von der Tatsache, dass der Mensch ein lebendes Wesen ist.
Gegenüber dieser Art empirischer Wissenschaften geht es heute darum, die Wirklichkeit des Lebens wiederzuentdecken, das heißt, wir müssen diese empirischen Wissenschaften als Hilfswissenschaft für die Erklärung der menschlichen Wirklichkeit auffassen.
Wir müssen dies erkennen, um eine für uns rationale Beziehung mit dieser gelebten Wirklichkeit haben zu können.
Um eine Atombombe zu konstruieren, müssen wir von unserem Bewusstsein aus eine physische Wirklichkeit konstruieren, die von unserer gelebten Wirklichkeit abstrahiert. Daher kann nur ein Physiker eine solche Bombe entwickeln. Aber wenn wir unsere gelebte Wirklichkeit verteidigen müssen gegen die Gefahr einer Anwendung dieser Atombomben, dann kann uns der Physiker nicht mehr helfen als irgendeine andere Person auch. Er kann sogar besondere Schwierigkeiten haben, wenn er nicht fähig ist, seine konstruierte empirische Wirklichkeit beiseite zu lassen und von der Wirklichkeit zu sprechen, in der wir leben. Wir brauchen eine Kultur der gelebten Wirklichkeit, von der aus wir unser Leben orientieren können. Die Physik, wenn sie nicht über diese empirische Wirklichkeit hinausgeht, in der sie Nutzen bringt, macht uns eher blind dafür, unsere gelebte Wirklichkeit zu verstehen. Sie ist nicht mehr als eine Hilfswissenschaft für die Erkenntnis unsere gelebten Wirklichkeit.
Wir können dies an Hand eines Textes von Wittgenstein zeigen:
"Angenommen, einer von Ihnen wäre allwissend; er kennt also die Bewegungen aller toten oder lebendigen Körper in der Welt, und er kennt auch sämtliche Bewußtseinszustände aller Menschen, die je gelebt haben, und falls er alles, was er weiß, in ein großes Buch eintrüge, so enthielte dieses Buch die gesamte Beschreibung der Welt. ...
Wenn wir z.B. in unserem Welt-Buch die Schilderung eines Mordes mit sämtlichen physischen und psychischen Einzelheiten lesen, wird die bloße Beschreibung dieser Fakten nichts enthalten, was wir als ethischen Satz bezeichnen könnten. Der Mord wird auf genau derselben Ebene stehen wie jedes sonstige Ereignis, etwa das Fallen eines Steins."[1]
Wittgenstein zeigt gerade, was der Abstraktionsprozess ist, von dem aus die Wirklichkeit „empirisch“ ist. Aber dies ist nicht unsere gelebte Wirklichkeit. Es ist unsere Wirklichkeit, wenn sie als beobachtete Wirklichkeit konstruiert und nicht als gelebte Wirklichkeit erlebt wird. Wenn wir sie erleben, ist der Unterschied zwischen einem Mord und dem Fallen eines Steins evident. Ihn nicht zu beachten, wird zu einem Verbrechen. Diese Tatsache aber sieht man und ist nicht eine Halluzination.
Man muss also sehen, in welchem Fall und in welchem Grad die Konzeption der Wirklichkeit als empirische Wirklichkeit notwendig ist, um Techniken zu entwickeln. Aber darüber hinaus ist zu beurteilen, wieweit die Kenntnisse dieser empirischen Wissenschaft als Hilfswissenschaften dienen können, um die gelebte Wirklichkeit zu erkennen.
Max Planck sagte: „Wirklich ist was sich messen lässt“. Er sagt damit dasselbe, was Wittgenstein im obigen Zitat behauptet. Aber dieses Zitat von Planck zeigt gleichzeitig sehr deutlich, was der Unterschied des Urteils im Falle der empirischen Wissenschaft als Elemente für das Urteil innerhalb der gelebten Wirklichkeit ist. In der gelebten Wirklichkeit kann man kein Urteil exakt entscheiden. Folglich können niemals exakte Maße exakt zu einem exakten Ergebnis führen. Wer das versucht, begeht Verbrechen. Jedes Urteil über die gelebte Wirklichkeit hat eine qualitative Dimension. Hier gilt das Gegenteil von dem, was Planck sagt: Nichts wirkliches im Sinne der gelebten Wirklichkeit kann man wirklich exakt messen. Was man exakt messen kann, ist nicht real. Dies zeigt dann auch, wie sehr die Mathematisierung unserer Erziehung uns dazu bringt, diese beobachtete Wirklichkeit als die wahre Wirklichkeit zu nehmen. Das Ergebnis ist, dass es keine Verbrechen mehr gibt. Sie existieren nur noch als Rhetorik oder als Begründung irgendwelcher Kriege im Namen von irgendwelchen Menschenrechten.
Etwas ganz ähnliches ergibt sich in Bezug auf die Wirtschaftswissenschaft. Man kann viel Kapital produzieren und viel Geld verdienen, wenn man sich auf sie stützt. Aber wenn es darum geht, dem Hungrigen zu essen zu geben, nützt diese Art Wirtschaftswissenschaften, an die wir normalerweise denken, überhaupt nichts und Betriebswirtschaft noch weniger. Sie wollen mit dem wirklich gelebten Leben nichts zu tun haben. Wollen wir also sichern, dass alle essen können, dürfen wir die normalen Wirtschaftswissenschaftler nicht einmal befragen. Mit solchen Problemen haben sie ganz einfach nichts zu tun . So wie wir nicht die Physiker darüber entscheiden lassen dürfen, wie man es vermeiden kann, die Atombomben, die sie doch bauen können, auch zu benutzen, so können wir auch die große Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler nicht einmal fragen, was wohl zu tun wäre, damit alle essen können und niemand Hunger leidet oder verhungert. Das einzig interessante für den Großteil der Wirtschaftswissenschaftler ist zu wissen, wie man am besten viel Geld verdient. Das Ergebnis ist dasselbe wie im Fall der Physik. Indem der Wirtschaftswissenschaftler vom Problem des Zugangs aller zu den Mitteln zum Leben abstrahiert, verwandelt er seine eigene Wissenschaft in eine bloße Hilfswissenschaft für das Verständnis für die gelebte Wirklichkeit, um die es schließlich geht.
Natürlich, faktisch nehmen auch die Physiker an Diskussionen teil darüber wie man die tatsächliche Anwendung der Atombombe vermeiden kann und es gibt Ökonomen die an den Diskussionen teilnehmen über die Möglichkeit des Zugangs aller zu den für sie notwendigen Lebensmittel haben. Aber ihre Fähigkeit an diesen Diskussionen teilzunehmen, lernen sie nicht in ihrem Physikstudium und die Ökonomen lernen sie nicht in ihrem Wirtschaftsstudium, solange dieses einfach die herrschende Wirtschaftstheorie weiterführt. Sie können dies nur durch die Teilnahme an unserer Kultur soweit sie über den Herrschaftsbereich der empirischen Wissenschaften hinausgeht. Es ergibt sich, dass für diese Teilnahme diese empirischen Wissenschaft eben nicht mehr sind als Hilfswissenschaften und dass wir von den Wissenschaftlern der empirischen Wissenschaften fordern müssen, für sich eine entsprechende Beschränkung zu akzeptieren in dem grade, in dem ihr Wissen sich auf diese empirischen Wissenschaften beschränkt.
Aber die neoliberalen Ökonomen suchen ihren Ausweg stattdessen in der Marktreligion, die ihren Glauben an die unsichtbare Hand des Marktes bekennt. Sie antworten nicht mit Theorien oder Argumenten, sondern mit dem Hinweis auf ihren Gott, der der Markt ist. Es ist ein Gott, der keinen Humanismus und auch keine Menschenrechte kennt, sondern die Unterwerfung des Menschen unter die häufig völlig willkürlichen Tendenzen des Marktes. Daher fordern die Götter, die vertreten werden, Menschenopfer. Es treten jetzt ebenfalls die neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler als Vertreter der Legitimität dieser Menschenopfer auf. Die neoliberale Wirtschaftspolitik kennt kein anderes Ziel der Wirtschaft als die Maximierung der Gewinne und benutzt den Gott als Markt mit seiner unsichtbaren Hand um zu erreichen, dass dies als das Beste für alle anerkannt wird.
Die Vision der irdischen Götter und ihre Kritik, wie Marx sie vorstellt.
Marx stellt diesen Göttern des Marktes, des Geldes und des Kapitals durchaus ein höchstes Wesen gegenüber. Aber es handelt sich keineswegs um einen Gott im traditionellen Sinne:
"Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist."[2]
Der Grund dafür, dass Marx jetzt den Menschen als das höchste Wesen für den Menschen ansieht, ist darin zu sehen dass dies gleichzeitig bedeutet, dass damit der Mensch dazu übergeht, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“. Dies bedeutet, dass der Mensch sich damit als höchstes Wesen für den Menschen zeigt, dass er alle Verhältnisse umwirft, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Dies zu tun, bedeutet gleichzeitig, dass der Marktgott keine Menschenopfer mehr durchsetzen kann. Der Mensch selbst verwandelt sich in das höchste Wesen für den Menschen. Das was jetzt als Antwort auf die Idolatrie des Marktes gegeben wird, ist ein grundlegender Humanismus, der ein Humanismus der Praxis ist, der eine lange Tradition vor allem in der jüdischen und christlichen Tradition hat, obwohl diese Position normalerweise weitgehend marginalisiert oder auch vergessen wurde. Marx gewinnt jetzt einen solchen Humanismus zurück, der sich dann später wieder in der Befreiungstheologie seit den 50er Jahren vor allem in Lateinamerika durchsetzt, wobei sie diese Tradition wieder bewusst macht.
Marx allerdings ist davon überzeugt ist, dass dies dadurch möglich wird, dass der Markt abgeschafft wird Aber die Abschaffung des Marktes und der Warenbeziehungen zeigte sich als unmöglich. Daher ergibt sich mit der Entstehung dieses Humanismus der Praxis eine Spannung und ein Konflikt zwischen dem Markt als Gott und dem Menschen als dem höchsten Wesen für den Menschen, der wohl ein Konflikt ist, der alle zukünftigen sozialen Beziehungen begleiten wird. Der Markt verwandelt sich in ein Monster, das die Seele dessen ist, was Hobbes den Leviathan nannte, seine wahre Innerlichkeit, und dem gegenüber der Mensch sich in ein Wesen verwandeln muss, das seine Selbstverwirklichung sucht und das diese Selbstverwirklichung nur verwirklichen kann, wenn die gleiche Selbstverwirklichung sich in allen andern ebenfalls ereignet.
Allerdings können sich jetzt, von diesen wirklichen irdischen Göttern und höchsten Wesen her, die Vorstellungen transzendenter Götter entwickeln, die durchaus als himmlische Götter auftauchen.
Die irdischen Götter und der transzendente Gott in der bürgerlichen Gesellschaft
Es gibt eine sehr deutliche Methode die dazu dient, die Religionen der transzendentalen Götter (himmlischen Götter) der Marktreligion, die den Markt als ihren irdischen Gott hat, zu unterwerfen. Man kann diese Akte der Unterwerfung der Religionen unter die Religion des Marktes durch folgende Aufrufe synthetisieren:
Der Mensch ist für den Markt da, nicht der Markt für den Menschen.
Auf diese Weise ergibt sich: das höchste Wesen für den Menschen ist nicht der Mensch, sondern der Markt.
Der Mensch wird damit auf das reduziert, was wir heute Humankapital nennen. Frau Merkel sagt dies mit folgenden Worten: Die Demokratie muss marktkonform sein.
Dieses wird in den zentralen Wert des Kapitalismus verwandelt, der dann schließlich sogar bestimmt, was der Wille Gottes auf dieser Erde ist. Nicht nur ist jetzt der Markt – und das Geld und das Kapital - das höchste Wesen für den Menschen, sondern dies wird jetzt sogar als der Wille des Gottes im Himmel behauptet.
Die Erklärung von Santa Fe im Jahre 1980, die das Programm Reagans für dessen Präsidentschaft entwickelte, sagte dies auf folgende Weise:
"Bedauerlicherweise haben marxistisch-leninistische Kräfte die Kirche als politische Waffe gegen das Privateigentum und den Produktiven Kapitalismus benutzt, indem sie die gläubige Gemeinde mit Ideen infiltrieren, die eher kommunistisch als christlich sind."
Zum gleichen Ergebnis kam vorher der Vizepräsident der USA Rockefeller nach einer Reise durch Lateinamerika nach der er erklärte, dass man die Befreiungstheologie als eine Bedrohung der Nationalen Sicherheit der USA ansehen müsse. Dieser Feststellung folgte eine langdauernde Christenverfolgung in Lateinamerika von Seiten der US-Regierung und der Regierungen der lateinamerikanischen Diktaturen der Nationalen Sicherheit. Diese Verfolgung fand in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Es wurden drei Bischöfe und viele Priester ermordet, Nonnen vergewaltigt. Ebenso wurden tausende von Gläubigen oft auf die grausamste Weise getötet.
Was sich durchsetzte ist der Glaube an den Markt als einzigem wahren Gott. Als Ergebnis hat man daher einen Gott, der Menschenopfer will. Indem dieser Gott ins Zentrum der heutigen Gesellschaft gerückt wird, rückt man daher ebenfalls ins Zentrum die Notwendigkeit von Menschenopfern, die im Verlaufe der Gültigkeit dieses extremen totalen Marktes, der uns heute aufgezwungen wird, darzubringen sind. Dieser Typ von totalem Markt zwingt uns heute der Neoliberalismus auf, so wie er als herrschendes Denken von der Regierungsübernahme von Donald Reagan in den USA an uns auferlegt wurde.
Es handelt sich hier um eine Sichtweise, die mit der Veröffentlichung des Leviathan von Hobbes im Jahre 1651 begann. Hobbes zeigt den Leviathan, ein Monster aus dem biblischen Buch über Hiob, als einen irdischen und sterblichen Gott unter dem ewigen transzendenten Gott im Himmel. Dieser Leviathan ist nicht einfach der Staat, wie er häufig vorgestellt wird. Der Titel des Buches ist: Leviathan or the Matter, Form and Power of Common Wealth. Auch Carl Schmitt stellt ohne weitere Diskussion den Leviathan als Namen für den Staat vor. Dies reduziert sehr den Inhalt des Buches. Das englische Wort Common Wealth kann man normalerweise nicht einfach mit Staat identifizieren, obwohl der Staat durchaus Teil davon ist. Aber ganz ebenso ist Teil der Markt, innerhalb dessen der Reichtum produziert wird. Das menschliche Subjekt, auf das sich Hobbes bezieht, ist das Individuum mit seinem Eigentum. Dieses Subjekt existiert gerade im Markt und vom Markt aus. Deshalb impliziert die Vergöttlichung des Leviathan bei Hobbes den Markt und kann auf gar keine Weise direkt mit dem Staat identifiziert werden. Daher kann Hobbes davon sprechen, dass das Geld „das Blut des Leviathan“ ist. Der Leviathan, dessen Blut das Geld ist, ist zweifellos ein vom Markt aus gesehener Leviathan, obwohl in der Zeit von Hobbes das Wort Markt noch nicht die universale Bedeutung hat, die es heute hat. Zur Zeit von Hobbes gibt es viele Märkte, aber noch nicht einen „der Markt“ als universalem Begriff. Diese Wortbedeutung kommt erst vor allem mit Adam Smith.
Der Begriff der Vergöttlichung des Marktes, den Hobbes zu zeigen beginnt, ist vollkommen modern und tatsächlich von Hobbes begründet. Diese Vergöttlichung ist gleichzeitig eine gigantische Legitimation von Menschenopfern, die der Markt fordert und die geheiligt werden im Namen des Marktes als Gott und seiner Marktgesetze. Der Markt als Gott fördert den Markt nur unter der Bedingung der Darbringung der großen Menschenopfer die er fordert. Heute ist bereits sichtbar, was diese Menschenopfer im heutigen Jahrhundert bedeuten könnten. Dieses unser Jahrhundert könnte noch grausamer und mörderischer ausfallen als das was im XX. Jahrhundert geschah, wenn nicht irgendeine grundsätzliche Veränderung geschieht.
Es erscheinen heute auch sehr merkwürdige Sekten wie etwa das sogenannte Evangelium des Wohlstandes (prosperity gospel) die sehr zugenommen haben seit dem Beginn der Politik der Globalisierung in den 80er Jahren des XX. Jahrhunderts. Es handelt sich um Sekten, die für den Neoliberalismus einen himmlischen Gott erfinden und dann auch verehren, der den gläubigen Marktteilnehmer damit segnet, dass er ihm einen Gewinn auf dem Markt zuspricht. Dieser Gott kann auch ein Christus sein. Auch er begleitet den Markt als Gott ausgehend von einer himmlischen Welt. Es handelt sich um eine Religion, die Teil des Neoliberalismus geworden ist.
Der Traum der Vernunft gebiert Monster. (El sueño de la razón produce monstruos)
Eine bekannte Radierung von Francisco de Goya aus dem Jahre 1799 hat den Titel: El sueño de la razón produce monstruos. Der Satz hat zwei Bedeutungen. Er kann sagen: Der Traum der Vernunft produziert Monster, oder auch: Der Schlaf der Vernunft produziert Monster. Im ersten Fall ist es die Vernunft selbst, die handelt und die träumt und Monster produziert. Es handelt sich um einen Akt, den die Vernunft verwirklicht. Will man diese Produktion von Monstern unterbinden, geht es dann also darum, die Orientierung dieser Vernunft zu verändern. Es handelt sich folglich um eine Unvollkommenheit der Vernunft, die selbst verändert werden oder neu formuliert werden muss. Im zweiten Fall handelt es sich um einen Schlaf, in dem die Vernunft nicht handeln kann, sondern ihr Wirken unterbrochen ist. Dieser Schlaf lässt den Monstern freie Bahn, die die Vernunft, sofern sie wach ist und nicht einfach schläft, nicht hochkommen ließ. Dies erfordert, die schlafende Vernunft zu wecken. Nicht die Vernunft wird in diesem Fall kritisiert, sondern die Tatsache, dass ihr Wirken durch ihren Schlafunterbrochen wird.
Goya aber bezieht sich auf ein irrationales Vorgehen der Vernunft selbst.. Die Vernunft produziert Monster, aber sie tut es nicht auf Grund eines vernünftigen Projekts, sondern auf Grund eines Traums. Indem sie träumt, produziert die Vernunft Monster und wird damit selbst irrational. Es geht um eine Vernunft, die nicht wirklich vernünftig ist. Es handelt sich um eine Absicht, die nicht beabsichtigt war. Das Ergebnis ist eine als vernünftig gedachte Zerstörung gerade dessen, was man doch will. Daher scheint mir die Übersetzung des Wortes sueño als Traum die vernünftigste.
Im Zitat von Wittgenstein, das ich oben gebracht habe, wird ein solcher Prozess sichtbar. Es heißt dort:
"Wenn wir z.B. in unserem Welt-Buch die Schilderung eines Mordes mit sämtlichen physischen und psychischen Einzelheiten lesen, wird die bloße Beschreibung dieser Fakten nichts enthalten, was wir als ethischen Satz bezeichnen könnten. Der Mord wird auf genau derselben Ebene stehen wie jedes sonstige Ereignis, etwa das Fallen eines Steins."[3]
Gemäß diesem Text gibt Wittgenstein nur Beschreibungen (und Erklärungen des Beschriebenen), die die beobachtete Wirklichkeit dessen, was geschieht, wiedergeben. Und in dieser Wirklichkeit des Beobachteten steht alles auf der gleichen Ebene: sowohl der Mord wie auch das Fallen eines Steins. Das heißt, dass die Ethik nicht Teil der Wirklichkeit ist. Dies ist eben die empirische Wirklichkeit. Genau diese aber wird durch den Traum der dies erklärenden Vernunft in ein Monster verwandelt.
Wie wird die empirische Wirklichkeit zum Monster? Einfach dadurch, dass wir einen Mord so behandeln, als wenn er nichts weiter wäre als das Fallen eines Steins. Wir können dann ja ebenfalls sagen: Auschwitz ist nicht mehr als das Fallen eines kleinen Steins. Und dann macht man es und das hat dann gar keine Bedeutung. Es ist eben so. Dies ist das Monster der Vernunft, die von Beschreibungen der Wirklichkeit ausgeht und dann zum monstruösen Traum einer zu gestaltenden Wirklichkeit wird.
Die beobachtete Wirklichkeit wird hier nicht als eine Wirklichkeit in der wir leben und von der wir leben dargestellt, sondern einfach zum Gegenstand einer Beobachtung reduziert. Tut man dies, dann sehen wir den Mord eben als nichts weiter als das Fallen eines Steins. Aber in der Wirklichkeit, in der wir leben, bedeutet der Mord eine Bedrohung jedes anderen. Wenn wir ihn nicht als Verbrechen behandeln, können wir der Nächste sein. Und dies gilt dann von allen. Wenn wir leben wollen, müssen wir den Mord als Verbrechen sehen und behandeln, um weitere Morde zu verhindern. Andernfalls kann es überhaupt kein menschliches Leben geben. (homo homini lupus). Tatsächlich sehen wir hierin den enormen Unterschied zwischen einem Mord und dem Fallen eines Steins. Wir sehen, dass wir es mit einem Monster zu tun haben. Von diesem Unterschied aber kann man abstrahieren, wie das auch Wittgenstein zeigt. Tun wir es, können wir ständig zum Verbrecher werden.
Nun kann kein Zweifel sein, dass die empirischen Wissenschaften notwendig und ständig diese Abstraktion machen müssen, sodass sie effektiv Teil unseres Lebens wird. Ohne sie können wir keine empirischen Wissenschaften begründen und daher auch keine systematische Entwicklung von Technologien haben. Aber wenn wir diese Sicht der Wirklichkeit als unsere Wirklichkeit des Lebens behandeln, zerstören wir letztlich sogar alles Leben. Der Traum dieser Vernunft verwandelt uns selbst in Monster.
Dieses Konzept der Wirklichkeit als einer abstrakt empirischen Wirklichkeit ist natürlich nicht ein Produkt von Wittgenstein. Es handelt sich um das Ergebnis einer langen geschichtlichen Entwicklung, die in der Zeit, in der auch Wittgenstein lebt, bestimmend wird. Das was Wittgenstein sagt, hat kurz vorher auch Max Weber gesagt, wenn auch mit anderen Worten. Es ist dann zum Dogma unserer empirischen Wirklichkeitsvorstellung geworden, die immer wieder darauf besteht, dass die Vernunft, soweit sie wissenschaftlich argumentieren kann, immer eine Zweck-Mittel-Vernunft und daher eine instrumentale Vernunft ist. Deshalb handelt es sich um das, was wir die Vernunft des Marktes nennen können. Es ist eine Vernunft, die schlechthin jedes vernünftige, Werte konstituierende wissenschaftlich argumentierende Denken für unmöglich erklärt. Wittgenstein versucht, in seinen Philosophischen Untersuchungen hierüber hinauszugehen, aber es gelingt ihm nicht. Er optiert für Werte, aber kann sie nicht begründen.
Dies gilt für alle empirische Wissenschaft. Es gilt daher insbesondere für unser Verhältnis zur Natur. Die bloß kalkulierende Vernunft, als Marktvernunft, führt zur Zerstörung der Natur, folglich zur Zerstörung der Grundlagen unseres Lebens. Ich habe dies weiter oben auch für den Fall der Wirtschaftswissenschaften gezeigt. Indem wir das Geldverdienen zum Gegenstand dieser Wissenschaft machen, wird die Wirtschaft selbst zu einem Monster im Namen des Traums der Vernunft. Das Leben-können der Menschen wird damit zu einem externen Faktor der wirtschaftlichen Vernunft. In ihrer Logik zerstört diese Vernunft selbst sowohl die Natur wie auch den arbeitenden Menschen.[4] So wird das Leben der Menschen zu einem externen Faktor für die Wirtschaftswissenschaften gemacht, sodass ihr Leben und ihr Tod für die Vernunft der Gewinnmaximierung zwar den Tod mit sich führt, aber eben auch nicht mehr bedeutet als das Fallen eines Steins. Wieder produziert der Traum der Vernunft Monster. Allerdings handelt es sich um Zerstörungsprozesse, die nicht unmittelbar Folge einer Absicht der Zerstörung sind. Sie sind nichtbeabsichtigte Folgen eines absichtsgeleiteten Handelns. Aber sie treten mit einer absoluten Unvermeidlichkeit auf, solange nicht der Markt systematisch interveniert wird, um diese zerstörerischen Prozesse unmöglich zu machen. Es handelt sich um die Notwendigkeit, einen Humanismus der Praxis zu entwickeln, der heute das verbindende Element aller Gruppen der Linken werden muss. Nur auf diese Weise ist heute noch eine gemeinsame Strategie gegen den im Namen des Neoliberalismus geführten Klassenkampfes von oben möglich macht. Der heute herrschende Neoliberalismus schließt gerade diese Interventionen aus, sodass er den Charakter eines unvermeidlichen Prozesses eines kollektiven Selbstmords der Menschheit bekommt.
Goya geht es um die Vernunft der Aufklärung, die in die Göttin der Vernunft der französischen Revolution als „höchstes Wesen“ für den Menschen einmündete. Nicht nur Göttin Vernunft, sondern ebenso Göttin Humanität und Göttin Freiheit.
Gegenüber dem, was in der französischen Revolution geschieht, fühlt Spanien sich bedroht und Goya spürt diese Bedrohung, als Napoleon im Namen dieser Revolution seine Kriege zu führen begann. Goya spürt daher auch die Träume und Alpträume der Vernunft, in deren Namen diese Revolution stattfindet. Er entdeckt Monster, die diese Vernunft in ihrem Traum produziert und die andere bedrohen. Das Monster bedroht jetzt sogar ganz Europa.
Es kann interessant sein, wie Marx sich gegenüber dieser Situation verhält, obwohl er nicht etwa direkt auf Goya eingeht. Marx kritisiert allerdings ebenfalls die französische Revolution und ihre Vernunftvorstellung. Er spricht ganz offen dagegen, dass die Göttin Vernunft das „höchste Wesen“ ist. Marx sagt, dass das höchste Wesen für den Menschen der Mensch ist und nicht die Vernunft der Aufklärung als Göttin Vernunft. Die Alternative zur „Göttin Vernunft“ ist für Marx natürlich auch nicht ein anderer, angeblich wahrer Gott. Es ist der Mensch als höchstes Wesen für den Menschen. Nur ein Gott, für den das höchste Wesen für den Menschen der Mensch ist, ist mit dieser Kritik von Marx vereinbar. Das gilt, auch wenn Marx dies nicht direkt sagt. Es ist notwendigerweise impliziert.
Der Sinn der französischen Revolution bestand für Marx vor allem auf dem großartigen Ausspruch: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Dennoch sieht Marx das Problem, was denn der Sinn dieses Ausspruchs ist. Für ihn ist es letztlich die Brüderlichkeit. Entsprechend ist die Vernunftvorstellung von Marx. Aber die Vernunft, die sich dann durchsetzt, ist anders. Marx drückt diese veränderte Vernunft folgenderweise aus: Freiheit, Gleichheit, Bentham (Marx sagt dies im Band I des Kapitals[5]). Dies bedeutet: Es hat sich eine Vernunft durchgesetzt, die dem Marktkalkül unterworfen worden ist. Für ihn ist offensichtlich die Brüderlichkeitsvernunft der französischen Revolution ersetzt worden durch eine Vernunft des Nutzenkalküls in Bezug auf die Welt und alle Menschen.[6] Die Menschen haben jetzt den Charakter von Humankapital. An anderer Stellen spricht Marx ebenfalls von dieser Veränderung des eigentlichen Inhalts der französischen Revolution. Er nennt dies den Thermidor dieser Revolution, der mit der Übernahme der Macht durch das Direktorium im Jahre 1795 geschieht. Dieser Thermidor machte aus der französischen Revolution, die eine Volksrevolution war, eine bürgerliche Revolution. Dieser Thermidor bringt jetzt den Klassenkampf von oben von Seiten der Bourgeoisie, der von Napoleon begonnen und danach weitergeführt wird. Gegen diesen Klassenkampf von oben entstehen dann die großen Bewegungen zur Sklavenbefreiung, zur Emanzipation der Frauen und der Emanzipation der Arbeiterschaft, die dann das ganze 19. Jahrhundert durchziehen und noch heute weitergehen. Die Symbolfiguren dieser Menschenrechtsbewegungen sind ihre von der französischen Revolution ermordeten Repräsentanten. Sie sind Toussaint Louverture, der Anführer des Sklavenaufstands in Haiti, Olympe de Goughes, die für die politische Emanzipation der Frau kämpfte und François Babeuf, der Vorläufer der späteren Emanzipationsbewegungen der Arbeiterschaft. Die Vernunft, die die entsprechenden Monster träumt, ist die auf den Nutzenkalkül reduzierte Vernunft.
Dies ist die Vernunft, die mir auch die von Goya zu sein scheint, nämlich die Vernunft des absoluten Zweck-Mittel-Kalküls. Es ist die Vernunft, die eben auch Marx anklagt.
Dies ist die Vernunft, deren Träume Monster produzieren. Da ist nicht der Mensch das höchste Wesen für den Menschen, sondern es ist jetzt die kalkulierende Vernunft, und dies führt dann dazu, dass es die Vernunft des Marktes ist. Diese führt dannsogar, wie es Bauman sieht, zur Möglichkeit des Holocaust, d.h. zur Fähigkeit, ihn durchzuführen und ihn immer wieder aufs neue beginnen zu können.[7]
Die andere Seite der Alpträume der kalkulierenden Vernunft: die Welt der Utopien.
Die Marktreligion als Utopie
Von einer durchaus anderen Seite kamen ähnliche Illusionen. Sie sind verbunden mit der Entwicklung von Utopien und den Versuchen ihrer Verwirklichung. Marx beschreibt die Situation für den Fall der kapitalistischen Marktreligion:
„Die Sphäre der Zirkulation oder des Warenaustausches, innerhalb deren Schranken Kauf und Verkauf der Arbeitskraft sich bewegt, war in der Tat ein wahres Eden der angebornen Menschenrechte. Was allein hier herrscht, ist Freiheit, Gleichheit, Eigentum und Bentham. Freiheit! Denn Käufer und Verkäufer einer Ware, z.B. der Arbeitskraft, sind nur durch ihren freien Willen bestimmt. Sie kontrahieren als freie, rechtlich ebenburtige Personen. Der Kontrakt ist das Endresultat, worin sich ihre Willen einen gemeinsamen Rechtsausdruck geben. Gleichheit! Denn sie beziehen sich nur als Warenbesitzer aufeinander und tauschen Äquivalent für Äquivalent. Eigentum! Denn jeder verfugt nur über das Seine. Bentham! Denn jedem von den beiden ist es nur um sich zu tun. Die einzige Macht. die sie zusammen und in ein Verhältnis bringt, ist die ihres Eigennutzes, ihres Sondervorteils, ihrer Privatinteressen. Und eben weil so jeder nur für sich und keiner für den andren kehrt, vollbringen alle, infolge einer prästabilierten Harmonie der Dinge oder unter den Auspizien einer allpfiffigen Vorsehung, nur das Werk ihres wechselseitigen Vorteils, des Gemeinnutzens, des Gesamtinteresses.“[8]
Dies ist die Utopie, die in der Marktideologie als realisiert behauptet wird.
Ich fand eine ironische Zusammenfassung dessen, was diese Utopie des Marktes mit seiner unsichtbaren Hand heute ist:
„Zur Klarstellung: Rechtsliberal ist aus meiner Sicht, wer zwar für individuelle Freiheit eintritt (im Privaten!), aber dem Prinzip der freien Marktwirtschaft und der wirtschaftlichen Freiheit (in der Politik!) alle anderen Leitprinzipien unterordnet. Soziale und ökologische Aspekte werden in der Anwendung dieser Theorie ebenfalls am besten vom Markt geregelt, den “schlanken” Staat braucht es nur noch, um Außen- und Verteidigungspolitik sowie die innere Sicherheit und die Staatsfinanzen – gerne in einem reinen Nationalstaat – zu regeln. Alle weiteren Regeln z.B. zu Gleichstellung, aber auch zu vielen anderen Zielen der Nachhaltigkeit, wie sie gerade mit den Sustainable Development Goals (SDG) international vereinbart worden sind, sind im Rechtsliberalismus überflüssig, da ja der Markt… naja, Sie wissen schon.“[9]
Hayek gibt ihr einen äußerst religiösen Ausdruck. Von seiner neoliberalen Interpretation des Marktes her greift er auf biblische Texte zurück, um den Markt zum Sprechen zu bringen. Der Markt sagt jetzt:
“Dein Wille geschehe (und nicht der Meinige) wie im Himmel also auch auf Erden”, und ebenfalls in dem Zitat aus dem Evangelium: “Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe…“ (Joh 15,16)[10]
Der Wille Gottes „wie im Himmel also auch auf Erden“ wird bei Hayek jetzt zum Willen des Marktes, aber auch „wie im Himmel also auch auf Erden“. Und das Wort Jesus, das sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ sagt jetzt der Markt.
Es handelt sich um eine religiös gefärbte große Utopie, die als im Markt gegenständlich gewordene Utopie das Monster versteckt, das da geträumt wird. Marx stellt es so dar:
“Beim Scheiden von dieser Sphäre der einfachen Zirkulation oder des Warenaustausches, woraus der Freihandler vulgaris Anschauungen, Begriffe und Maßstab für sein Urteil über die Gesellschaft des Kapitals und der Lohnarbeit entlehnt, verwandelt sich, so scheint es, schon in etwas die Physiognomie unsrer dramatis personae. Der ehemalige Geldbesitzer schreitet voran als Kapitalist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der eine bedeutungsvoll schmunzelnd und geschäftseifrig, der andre scheu, widerstrebsam, wie jemand, der seine eigne Haut zu Markt getragen und nun nichts andres zu erwarten hat als die - Gerberei.”[11]
Im gleichen Band des Kapitals erweitert er danach in einem der letzten Kapitel dieses Bild des Monsters. Er sagt jetzt:
„Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter."[12]
Es geht jetzt um die Vorstellung des Kapitalismus – verstanden als anti-interventionistischen totalen Kapitalismus – als eine Gesellschaft, die sich im Namen der Entwicklung der Produktivkräfte implizit dem Projekt eines kollektiven Selbstmords der Menschheit verschreibt. Es ist ein kollektiver Selbstmord, der faktisch ein Mord-Selbstmord ist, der hier als faktisches universales Projekt erscheint. Dies ist das faktische Fortschrittsprojekt, das uns seit des Beginns der Globalisierungsstrategie mit der Regierung Reagan beherrscht und tatsächlich zu einer Art Epidemie geworden ist. In den Schulen, auf der Straße, in der Familie, in den Kriegen, jetzt besonders im Nahen Osten, überall macht sich dieser Mord-Selbstmord heute bemerkbar und ist das Produkt der hemmungslosen Marktlogik, die sich hinter der Fassade der Marktutopie versteckt. Er ist in Wirklichkeit die eigentliche Rationalität dieser Globalisierungsstrategie, die natürlich gleichzeitig Irrationalität hinter der Fassade eines immer mehr widersprüchlich werdenden Fortschritts ist.
Das Verhältnis zur Utopie, das sich aus dieser Analyse ergibt, können wir mit Kant als eine transzendentale Illusion beschreiben. Ein transzendentaler Begriff des perfekten Marktes wird als ein empirisches Ziel behandelt, was dann zur Katastrophe der gesamten Gesellschaft führt. Hegel analysiert diese Problematik in seiner „Wissenschaft der Logik“ unter dem Namen der „schlechten Unendlichkeit“. In jedem Falle handelt es sich darum, dass ein unendlich weit entferntes Ziel als ein Ziel behandelt wird, das durch endliche Schritte erreicht wird. Dadurch aber wird das Ziel selbst zerstört und faktisch als sinnlos erklärt.
Heute können wir das notwendige Projekt eines Auswegs negativ als Notwendigkeit einer systematischen Politik der Vermeidung dieser großangelegten impliziten Selbstmordstrategie der Globalisierungsstrategie beschreiben. Es handelt sich dieser Globalisierungsstrategie gegenüber um die große Utopie, die heute notwendig geworden ist.
Die transzendentale Illusion beschränkt sich keineswegs auf die kapitalistische Gesellschaft, sondern ergibt sich ganz ähnlich auch im sowjetischen Sozialismus
Die transzendentale Illusion ist eines der Mittel – wahrscheinlich das effizienteste - um die Katastrophen zu verstecken, die die herrschende Politik verursacht. Tatsächlich erscheint sie dann als der – wenn auch schwierige – Weg zum Himmel auf Erden. Das ist nicht nur so im vergangenen wie auch im – vielleicht sogar noch radikaleren – gegenwärtigen neokapitalistischen Kapitalismus so, sondern war ganz ähnlich so im sowjetischen Sozialismus, insbesondere nach der Übernahme der Macht durch Stalin. Eines der effizientesten Mittel war die Propaganda der Wachstumsraten, die in der Sowjetunion bereits gegen Ende der 20er Jahre einsetzt und danach seit den vierziger Jahren im ganz gleichen Sinne von der Kapitalistischen Welt übernommen wurde. Diese Wachstumsraten werden dann als Himmelstreppe dargestellt und durch den Hinweis auf das transzendentale Ziel verschönt.[13] Im heutigen neuen Rechtsradikalismus wird dies dann durch die Verurteilung und auch Verfolgung der immer stärker werdenden Flüchtlingsbewegungen ergänzt. Der Himmel auf Erden wird dann nur für einige versprochen. Dies ist dann der Ort der immer stärker werdenden fundamentalistischen scheinchristlichen Bewegungen, unter denen die apokalyptischen Richtungen die eher herrschende Position haben. Sie versprechen dann immer neue tausendjährige Reiche. Das erste war das der Nazis, das 12 Jahre dauerte. Danach kam das tausendjährige Reich Reagans seit 1980 und heute das von Trump in seiner Antrittsrede angekündigte dritte tausendjährige Reich, das heute noch andauert. Er sagt es so:
“Unser Land wird wieder blühen und gedeihen. Wir befinden uns bei der Geburt eines neuen Jahrtausends, bereit, die Rätsel des Weltalls zu lösen, die Welt von dem Leid durch Krankheiten zu befreien, und die Energien, Industrien und Technologien von morgen zu nutzen. Ein neuer Nationalstolz wird uns bewegen, unseren Blick heben und unsere Teilung heilen. ”[14]
Es handelt sich tatsächlich um das dritte tausendjährige Reich der letzten hundert Jahre. Alle diese tausendjährigen Reiche verstecken die menschlichen Katastrophen, die in ihrem Verlauf verursacht werden. Alle sind Träume irgendeiner auf instrumentale Vernunft reduzierten Vernunft, die schreckliche Monster produzieren.
In einer extremen Form hat dies Popper herauszustellen versucht. Er sagt:
"..denn ich versuchte, die weitverzweigten Zusammenhänge zu erfassen, die zwischen der historizistischen und der utopischen Einstellung bestehen - nicht vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt der Produktivität aus, sondern vom logischen Gesichtspunkt ihrer Durchführbarkeit, (seit wann ist der Gesichtspunkt der Durchführbarkeit etwas logisches? F.J.H.) und vom Gesichtspunkt der menschlichen Folgen des Versuchs, das Unmögliche möglich zu machen... Die Hybris, die uns versuchen lässt, das Himmelreich auf Erden zu verwirklichen, verführt uns dazu, unsere gute Erde in eine Hölle zu verwandeln - eine Hölle, wie sie nur Menschen für ihre Mitmenschen verwirklichen können."[15]
Ich zitiere hier eine Formulierung Poppers aus dem Jahr 1974, aber es handelt sich um eine Reflektion die er bereits mit seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ aus dem Jahr 1945 begonnen hat.
Popper zeigt eine ganz außerordentlich beschränkte Sicht der Problematik der Utopie in unserer Zeit. Faktisch kennt er nur die Utopie der sozialistischen Bewegungen. Er setzt dagegen seine Vorstellung einer Gesellschaft ohne Utopien. Aber hierüber reflektiert er so gut wie gar nicht. Die große Utopie der bürgerlichen Gesellschaft, die bereits von Adam Smith formuliert wurde, wenn er von der unsichtbaren Hand des Marktes sprach, erwähnt er nicht einmal. Daher nimmt er auch nicht Notiz von der Entwicklung dieser Utopie bis hin zur heutigen neoliberal formulierten Utopie unserer bürgerlichen Gesellschaft. Für ihn gibt es nur eine Utopie, die die Erde in eine Hölle verwandelt. Sie tut dies einfach deshalb, weil sie eine Utopie ist. Eine Analyse der Problematik der Utopie macht er überhaupt nicht, sondern verurteilt einfach. Er tut deshalb ganz einfach das, was die bürgerliche Gesellschaft nach dem II. Weltkrieg von ihm erwartete, um den kalten Krieg zu gewinnen.
Aber hier ergibt sich ein Problem, das Popper nicht einmal sieht. Popper will eine Welt ohne Utopien. Er geht von Utopien aus, aber er sieht nicht einmal, dass eine Welt ohne Utopien selbst eine Utopie ist. Sie ist völlig unmöglich. Gerade weil die Verwirklichung der Utopie unmöglich ist, ist auch ihre Abschaffung unmöglich. Übrigens ist diese Abschaffung der Utopie ja gerade die Utopie von Nietzsche, die Popper überhaupt nicht bemerkt, zumindest aber nicht anspricht. Das Problem ist paradox und man muss sich diesem Paradox stellen, wenn man eine Lösung will. Nietzsche selbst zeigt das Paradox auf, ohne allerdings von einem Paradox zu sprechen:
"Aber irgendwann, in einer stärkeren Zeit, als diese morsche, selbstzweiflerische Gegenwart ist, muss er uns doch kommen, der erlösende Mensch der großen Liebe und Verachtung, der schöpferische Geist, den seine drängende Kraft aus allem Abseits und Jenseits immer wieder wegtreibt, dessen Einsamkeit vom Volke missverstanden wird, wie als ob sie eine Flucht vor der Wirklichkeit sei - während sie nur seine Versenkung, Vergrabung, Vertiefung in die Wirklichkeit ist, damit er einst aus ihr, wenn er wieder ans Licht kommt, die Erlösung dieser Wirklichkeit heimbringe: ihre Erlösung von dem Fluch, den das bisherige Ideal auf sie gelegt hat. Dieser Mensch der Zukunft, der uns ebenso vom bisherigen Ideal erlösen wird als von dem, was aus ihm wachsen musste, vom großen Ekel, vom Willen zum Nichts, vom Nihilismus, dieser Glockenschlag des Mittags und der großen Entscheidung, der den Willen wieder frei macht, der der Erde ihr Ziel und dem Menschen seine Hoffnung zurückgibt, dieser Antichrist und Antinihilist, dieser Besieger Gottes und des Nichts - er muss einst kommen..."[16]
Nietzsche kündigt einen Erlöser an. Er nennt ihn „der erlösende Mensch der großen Liebe und Verachtung“. Er wird kommen zur „Erlösung dieser Wirklichkeit“, die er „heimbringen“ will. Was er will ist die „Erlösung von dem Fluch, den das bisherige Ideal“ auf diese Wirklichkeit gelegt hat. Dieser Erlöser ist „der Mensch der Zukunft, der uns ebenso vom bisherigen Ideal erlösen wird als von dem, was aus ihm wachsen musste... der der Erde ihr Ziel und dem Menschen seine Hoffnung zurückgibt“...
Dieser Erlöser soll uns erlösen vom Fluch, den das bisherige Ideal auf die Welt gelegt hat. Dies ist der Erlöser, der uns von allen bisherigen Erlösern und Erlösungen erlösen soll. Der Erlöser soll uns von der Erlösung erlösen, von dem, was bisher als die Erlösung galt.
Diese Erlösung von der Erlösung ist das, worum es eigentlich bei Nietzsche geht. Sie befreit angeblich. Sie erlöst uns „vom großen Ekel, vom Willen zum Nichts, vom Nihilismus, dieser Glockenschlag des Mittags und der großen Entscheidung, der den Willen wieder frei macht“. Und was ist der Wille, der frei wird? Kein Zweifel. Es ist der Wille zur Macht, der einzige geltende Wille, den Nietzsche anerkennt.
Daraus folgt: der Erlöser erlöst uns von der Erlösung, in dem er den Willen zur Macht endlich befreit.
"Wenn die Erlösten nur erlöster" aussähen, sagt Nietzsche über die Erlösten. Nietzsche sagt dies, um als neuer Erlöser die Erlösten von der Erlösung zu erlösen. Sicher aber sieht der von der Erlösung Erlöste nicht sehr erlöster aus als es die Erlösten, die Nietzsche angeblich von der Erlösung erlöst hat, taten.
Nietzsche will nicht nur die Erlösten von der Erlösung erlösen, sondern er will ganz ebenso von der Befreiung befreien. In unserem Zitat hat Nietzsche gesagt: der Erlöser ist der, der „den Willen wieder frei macht“. Jetzt will er uns von der Befreiung befreien. Denn der Wille, den sein Erlöser frei macht, ist der Wille zur Macht. Jetzt werden von Nietzsche die Sklaven von der Sklavenbefreiung befreit, die Frauen werden von der Emanzipation emanzipiert. Der Wille zur Macht befreit von allen Befreiungen, von allen Emanzipationen. Das ist die Befreiung „vom großen Ekel, vom Willen zum Nichts, vom Nihilismus, dieser Glockenschlag des Mittags...“
Dies ist daher die Erlösung, die uns erlöst von der Erlösung der Schlechtweggekommenen und der Tschandala. Es ist zugleich die Erlösung gegenüber Paulus:
"Paulus, der Fleisch-, der Genie-gewordene Tschandala-Haß gegen Rom, gegen die 'Welt', der Jude, der ewige Jude par excellence.... Was er erriet, das war, wie man mit Hilfe der kleinen sektiererischen Christen-Bewegung abseits des Judentums einen 'Weltbrand' entzünden könne, wie man mit dem Symbol 'Gott am Kreuze' alles Unten-Liegende, alles Heimlich-Aufrührerische, die ganze Erbschaft anarchistischer Umtriebe im Reich, zu einer ungeheuren Macht aufsummieren könne. 'Das Heil kommt von den Juden.' - ..Dies war sein Augenblick von Damaskus: er begriff, dass er den Unsterblichkeits-Glauben nötig hatte, um 'die Welt' zu entwerten, dass der Begriff 'Hölle' über Rom noch Herr wird - dass man mit dem 'Jenseits' das Leben tötet... Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß.."[17]
Was wir hier gesehen haben, ist die Utopie von Nietzsche, die das Ergebnis des Versuchs ist, alle Utopie zu beseitigen. Hier ist kein Himmel, von dem dann Popper sagen könnte, dass im Namen dieses Himmels die Erde zur Hölle gemacht wird. Hier wird die Hölle gewollt. Und wer die Hölle will, bekommt sie auch. Wenn Popper sagt, dass wer den Himmel will, bekommt die Hölle, sagt er die Unwahrheit. Sicher, auch im Namen des Himmels für alle kann man eine Hölle machen. Aber das ist keine Gesetz. Man kann auch die Erde tatsächlich dem Himmel ähnlich machen. Wenn man aber die Hölle will, denn hat man keine Chance, statt der Hölle den Himmel zu bekommen. Allerdings mit einer Ausnahme: diejenigen, die die Hölle verwalten, könnten sich wie im Himmel fühlen. Es sind die Sieger im Kampf des Willens zur Macht, die, frei nach Nietzsche, in Zukunft die Übermenschen sein werden.
Indem Popper einfach die Utopie abschaffen will, hat er keinen anderen Ausweg, als die Utopie von Nietzsche anzuzielen. Mit dem Neoliberalismus haben wir diesen Weg gewählt. Wir sind auf diesem Marsch in die Hölle und er geht gerade auch auf Kosten der „Schlechtweggekommenen“. Es ist ein Klassenkampf von oben.
Allerdings wird damit nicht ein irgendwie Popperscher Marsch in die Hölle angekündigt. Die Thesis von Popper, nach der derjenige, der den Himmel will, die Hölle produziert, kann diesen Marsch nicht begründen. Indem dieser Marsch mit der Regierung Reagans wieder aufgenommen wurde, gewann ein Fundamentalismus an Bedeutung, der im Namen der apokalyptischen Erwartung versprach, dass mit der Wiederkunft Christi die Erde in einen Himmel, den man jetzt Paradies nennt, verwandelt werden wird. Reagan selbst erklärte sich als „wiedergeboren“ innerhalb dieser neuen utopischen apokalyptischen Struktur. Damit wurde die Thesis von Popper, wonach derjenige, der den Himmel oder das Paradies auf Erden verspricht, die Erde in eine Hölle verwandelt, völlig unerträglich und schädlich für die heutige bürgerliche Ideologie. Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhundert war sie eines der Zentren der bürgerlichen antikommunistischen Ideologie. Von diesem Moment an lies man sie ganz stillschweigend verschwinden und sie wird wahrscheinlich auch nicht mehr zurückkommen. Dabei wäre sie für den Typ von Utopie der heutigen Globalisierungsstrategie genau richtig. Es handelt sich tatsächlich um einen Himmel, der die Hölle produzieren wird, nämlich die Hölle des kollektiven Selbstmords der Menschheit. Der Himmel aber ist jetzt das Versprechen der Wiederkunft Christi und der Rettung aller, die sich in das neoliberale Projekt eingeschrieben haben. Aber die Hölle ist innerhalb dieser Utopie überhaupt nicht vermeidbar. Wer diesen Himmel will, kann nur die Hölle produzieren. Dies geschieht deshalb, weil dieses neoliberale Projekt, um das es ja geht, alle Maßnahmen ablehnt, die notwendigerweise getroffen werden müssen, damit der Markt nicht in die Katastrophe des kollektiven Selbstmords der Menschheit einmündet, Die Poppersche Utopie einer Gesellschaft ohne Utopie bekommt damit eine wirkliche Bedeutung, die gerade anders ist als die sozialistische Utopie. Es ist die Utopie von Nietzsche, die tatsächlich nur die Hölle produzieren kann, wenn man sie zu verwirklichen versucht. Das Ergebnis wird niemals dem Himmel ähnlich sein können, wie dies eben bei der sozialistischen Utopie durchaus der Fall ist. Diese kann Zustände herstellen, die dem Himmel ähnlich sein mögen, aber sie kann dabei auch scheitern. Aber die Utopie von Popper, die die Utopie von Nietzsche ist, kann gar nicht scheitern. Sie produziert immer das, was ihr Wesen ausmacht, nämlich die Hölle auf Erden. Es ist gleichzeitig die Utopie eines gigantischen Klassenkampfes von oben. Wer die Hölle auf Erden will, bekommt sie auch.
Die Sprachenverwirrung allerdings, die Nietzsche mit seinem oben zitierten Text zur Ankündigung eines neuen Erlösers angerichtet hat, geht auch heute weiter. Dazu einige Beispiele:
Als im Jahre 1995 in den USA ein Gesetz erlassen wurde, das einen bedeutenden Teil der staatlichen Sozialhilfe abschaffte, stellte der Präsident des Kongresses Newt Gingrich folgende Frage: "Warum, fragt Gingrich, sollten Steuerzahler Sozialhilfe etwa für ledige Mütter unter 18 Jahren aufbringen?... Gingrich feierte das Ergebnis der Abstimmung und die Abschaffung eines bedeutenden Teils der Sozialhilfe als das Ende eines Systems, das, wie er sagte, die Empfänger dieser Hilfen „versklavte“.[18]
Gingrich hätte hinzufügen können: Polizeistaat macht frei, Sozialstaat versklavt. Überhaupt braucht man einen Polizeistaat, wenn man die „Sklaverei“ durch den Sozialstaat abschaffen will.
Auch aus Gingrich spricht die freimachende Vernunft, deren Träume Monster produzieren.
Aber braucht man denn keinen Polizeistaat, wenn man mit Nietzsche die Erlösung durch einen neuen Erlöser von der Erlösung und die Befreiung durch einen neuen Befreier von der Befreiung abschaffen will?
Unsere ganze Sprache ist hier umgedreht worden, einfach nur, um den Träumen dieser Vernunft freien Weg zu machen, um ihre Monster zu produzieren.
Dies Ganze ist ohne Zweifel eine gigantische Weiterführung dessen, was ich als das Spiel der Verrücktheiten dargestellt habe, das von Paulus im 1. Korintherbrief entwickelt wurde.[19]
Es ist damit ein das ganze Universum umfassender Traum der Vernunft entwickelt, der auch ein entsprechendes Monster gebiert.
Ein anderes Beispiel für diese Umkehr unserer Sprache ist das Wort Reform in unserer heutigen Sprache. Früher bedeutete, zum Beispiel, die Reform des Gesundheitssystems die Schaffung eines öffentlichen Gesundheitssystems für alle. Heute bedeutet Reform des Gesundheitssystem die Abschaffung des öffentlichen Gesundheitssystems für alle. Und diese Abschaffung kann dann wieder, so wie Gingrich es in seinem Falle ausdrückte, als Befreiung von der Versklavung durch den Sozialstaat gefeiert werden.
Wir leben Utopien und wir können sie nicht nicht leben. Wir können wollen, dass es keine Utopie mehr gibt. Aber wenn wir dies zum Projekt machen, entsteht die utopische Antiutopie, wie sie Nietzsche als erster formulierte. Das ist so wie bei einem Kritiker Ernst Blochs, der sagte: Unsere Hoffnung ist, dass es endlich kein Prinzip Hoffnung mehr gibt. Ein Dichter konnte über das Tor zur Hölle schreiben: Die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren. Aber solange die Verurteilten lebend in der Hölle sind, können sie nur weiterhin hoffen, wieder herauszukommen. Es gibt viele Möglichkeiten von Utopien. Nur eine gibt es nicht: die Utopie des popperschen allgemeinen Utopieverbotes.
Man kann allerdings verzweifeln, sodass es keine Utopie mehr gibt. Aber das ist kein Projekt. Jemand kauft sich einen Revolver, erschießt soviel wie möglich häufig durchaus unbekannte Leute und schließlich sich selbst. Da gibt es dann keine Utopie mehr, aber auch keine utopische Antiutopie. Dies ist die Utopien zu beenden durch die Verzweiflung. Aber wo es keine Utopie mehr gibt, ist der Tod. Die spanischen Faschisten sangen im spanischen Bürgerkrieg: Viva la muerte; es lebe der Tod. Aber der Tod lebt nur so lange, bis das Morden zu Ende geht im Selbstmord des Mörders. Und auch dies kann viel Zeit dauern.
Und das ist dann der Traum der Vernunft, wenn sie vollkommen reduziert ist auf die kalkulierende und damit auf die Marktvernunft: schließlich gebiert sie nicht einmal mehr Monster, sondern nur noch den Tod. Und das ist letztlich: das Ende im kollektiven Selbstmord der Menschheit.
Das Projekt muss daher sein, dieser Logik des Todes zu entkommen. Aber dazu gehört, die Welt der Utopie als legitime Welt zurückzugewinnen.
Versuch einer Antwort: die Ideologiekritik als Religionskritik
Die Antwort auf diese Marktidolatrie kann ausgehen von einer Umkehrung der neoliberalen Position, die heute die herrschende ist. Sie muss daher sagen:
Der Markt ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Markt.
Dies ist dann in einer anderen Formulierung: der Mensch, und nicht der Markt, ist das höchste Wesen für den Menschen.
Sieht man dies, so sieht man auch gleichzeitig, dass die marxsche Religionskritik das Ergebnis einer in Jahrtausenden entwickelten Religionskritik vor allem im Judentum und im Christentum ist. Sie erarbeitet aufs neue und auf sehr erweiterter Basis die alte Idolatriekritik dieser langen Tradition. Diese Tradition ist allerdings immer sehr prekär gewesen. Innerhalb der Entwicklung vor allem des Christentums ist diese Kritik sehr weitgehend marginalisiert worden. Im historischen Moment in dem Marx sie wieder herausstellt, war sie praktisch vergessen (XVI. und XIX. Jahrhundert). Daher kann Marx diese historische Wurzel seiner eigenen Religionskritik beiseite lassen und tut dies ganz entschieden.
Diese Religionskritik von Marx hat einen großen Einfluss gehabt auf die christliche Theologie vor allem seit del Ende des XIX. Jahrhunderts bis heute. Diese Theologen erkannten, dass hier eine Tradition wieder sichtbar wurde, die vorher innerhalb des Judentums und des Christenrums marginalisiert war. Dies führte zu einer Wiederentdeckung dessen, was Jesus das „Reich Gottes“ genannt hatte und das ein Begriff ist, der zumindest dem marxschen Begriff des Kommunismus, wie er vor allem in den Ökonomisch-Philosophischen Manuskripten von 1844 auftaucht, durchaus ähnlich oder verwandt ist. Natürlich ergeben sich auch wichtige Unterschiede, aber diese Verwandtschaft ist dennoch unverkennbar. Dies ist sehr evident wenn wir die Analyse der Bedeutung des „Reiches Gottes“ die Sobrino und Ellacuría machen, und seine Bedeutung im Licht der Evangelien aufzeigen.[20]
Wenn wir heute sagen können, was Marx vorschlug als er sagte, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen ist und das heute ganz vollständig gesagt werden kann dadurch dass wir sagen: der Mensch ist nicht für den Markt da, sondern der Markt ist für den Menschen da, wird die historische Wurzel der folgenden Jesusworte offenbar: der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat ist für den Menschen da. Natürlich ist der heutige Ausdruck viel weitgreifender, aber dennoch ist der eigentliche Kern völlig identisch. Was als Humanismus der Praxis sichtbar wird und das wir bereits vorher entwickelt haben, vergegenwärtigt sich jetzt als eine ausdrückliche Entwicklung seiner historischen Quellen. Es ergibt sich mit der Befreiungstheologie, aber ist wohl am klarsten formuliert durch den Papst Franziskus und zwar auf eine Weise, die die Wurzeln dieses Denkens im Judentum und Christentum aufzeigen, aber gleichzeitig ihre Wurzel in der marxschen Tradition sichtbar machen:
„So lässt uns die Finanzkrise, die wir gerade erleben, deren eigentlichen Ursprung vergessen: eine tiefe anthropologische Krise – die Negation des Primats des Menschen! Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des alten goldenen Kalbes (vgl. Ex 32,15–34) hat ein neues und grausames Bild gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur der gesichtslosen Wirtschaft ohne wirklich menschliche Ziele und Zwecke.“
Franziskus setzt gegen die Idolatrie den Menschen als höchstes Wesen für den Menschen, worauf er sich mit dem Ausdruck „Primat des Menschen“ bezieht. Gegenüber den „neuen Götzen“ betont Franziskus:
„Genau wie die Solidarität so stört auch die Ethik! Sie wird als kontraproduktiv angesehen: als zu menschlich, weil sie Geld und Macht relativiert; als eine Bedrohung, weil sie Manipulation und Unterwerfung des Menschen zurückweist. Weil die Ethik zu Gott führt, der außerhalb der Kategorien des Marktes steht. Gott wird von diesen Finanzmännern, Wirtschaftsfachleuten und Politikern als nicht beherrschbar angesehen, Gott als nicht beherrschbar, oder sogar als gefährlich, weil er den Menschen zu seiner vollen Verwirklichung und zur Befreiung von jeglicher Art der Versklavung ruft.“[21]
Dies ist in neuer Form das bisherige: alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Hieraus folgt:
„Die Ethik – eine nicht ideologiche Ethik natürlich – erlaubt meines Erachtens nach die Schaffung eines menschlicheren Gleichgewichts und einer menschlicheren gesellschaftlichen Ordnung. In dieser Hinsicht ermutige ich die Finanzexperten und Regierenden Ihrer Länder, die Worte des hl. Johannes Chrysostomos zu beherzigen: »Den eigenen Besitz nicht mit den Armen zu teilen, heißt sie zu bestehlen und ihnen das Leben zu nehmen. Denn es sind nicht unsere Güter, die wir besitzen, sondern die ihren« (Homilie über Lazarus, 1,6; PG 48,992D).“[22]
Franziskus stellt ins Zentrum seiner Aussagen das, was die Befreiungstheologie die Option für die Armen nennt. In diesem Zusammenhang spricht er seine Formulierung des Humanismus der Praxis aus und besteht darauf, dass Gott den Menschen dazu aufruft, diesen Humanismus zu verwirklichen. Er drückte diesen Humanismus auf folgende Weise aus: er ruft den Menschen auf, sich selbst voll zu verwirklichen und dies zu tun, indem er sich in allen sozialen Beziehungen auf die Seite einer generellen und immer aufs neue nötigen Befreiung von jeder Sklaverei stellt. Es handelt sich um einen Aufruf, der klarstellt, dass eine Selbstverwirklichung nur dann real ist, wenn sie zu einer Aktivität führt, die darauf hinausgeht, alle von jeder Sklaverei zu befreien. Dies ist genau das Gegenteil der Selbstverwirklichung, wie sie Nietzsche sich vorstellt, nämlich einen Kampf um die Macht, aus dem man als Sieger und daher al Herr der Besiegten hervorgeht, die jetzt Sklaven sind.
Es ist offensichtlich dass es sich bei Franziskus um einen Humanismus der Praxis handelt, den eben auch Marx fordert und den er durch die folgenden, bereits zitierten Worte darstellt: den kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Es handelt sich offensichtlich um etwas sehr ähnliches.
Tatsächlich ist dieser Humanismus der Praxis im Zentrum aller Befreiungsbewegungen. Er ist weder marxistisch, noch christlich, sondern ist menschlich und kann daher immer auch vorgestellt werden als christlich oder marxistisch oder auch buddhistisch etc. In Bezug darauf ist die Frage, ob Gott existiert oder nicht, schlechthin sekundär. Dies gilt sowohl für Marx[23] wie auch für Franziskus.
In den Befreiungsbewegungen ist dieser Humanismus das Zentrum, während für unsere herrschende neoliberale Ideologie der Markt als höchstes Wesen für den Menschen sich in diesem Zentrum befindet. Aber in beiden Polen, die sich hier im Konflikt gegenüber stehen, gibt es die Möglichkeit und sogar die Tendenz, sich einen transzendentalen und himmlischen Gott vorzustellen. Aber die Vorstellungen dieses Gottes sind so verschieden wie es die beiden zentralen und in Konflikt stehenden Pole in unserer Gesellschaft sind. Die Forderung nach der Befreiung, die durch den Humanismus der Praxis ausgesprochen wird, hat ihr Zentrum in der Forderung nach einer Demokratisierung der Wirtschaft durch eine systematische Intervention des Marktes, die verwirklicht werden muss durch den Staat als einem demokratischen Staat.
Die Position, die wir heute als Humanismus der Praxis ansprechen, hat faktisch die gesamte Befreiungstheologie begleitet. Aber nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Sozialismus in den Jahren zwischen 1989 und1991 ergaben sich tiefe Spaltungen, die zu Konflikten innerhalb der Bewegung führten. Zwei dieser Konflikte hatten besondere Bedeutung. Der erste war der Konflikt innerhalb des Departamento Ecuménico de Investigaciones (DEI). Das DEI war eines der Zentren von Forschung und Lehre der Befreiungstheologie in Lateinamerika. Es wurde ruiniert durch eine Opposition, die sich ab 2005 gegenwärtig machte als wahre Befreiungstheologie, die dann das DEI praktisch ruinierte. Im Jahre 2007 ergab sich eine sehr ähnliche Krise in Brasilien, die durch den brasilianischen Theologen Clodovis Boff provoziert wurde. Aber in diesem Falle konnte sich die Opposition nicht durchsetzen. Der Grund für diese Spaltung war letztlich, dass sich viele Theologen nicht damit abfinden konnten, dass der Mensch und nicht Gott das höchste Wesen für den Menschen ist. Mehr noch, dass es der Wille Gottes sein könnte, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen ist. Denn wenn es der Wille Gottes ist, ist ja in Wirklichkeit überhaupt nicht bestritten, dass Gott das höchste Wesen überhaupt sein könnte. Aber dies wird immer dann nicht akzeptiert, wenn man davon aus geht, dass Gott eine Wesen ist, das eine metaphysische Substanz hat. Dietrich Bonhoeffer würde hierauf antworten: Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.
Dieser Humanismus der Praxis erlaubt es uns, eine Kultur unserer gelebten Wirklichkeit zurückzubringen oder zu verstärken, die eine Antwort gibt auf die Reduktion des Menschen auf bloßes Humankapital, sodass es keine Kultur mehr geben kann als nur die von Hamburgern bei McDonald. Die Kultur der gelebten Wirklichkeit hingegen muss eine Kultur des allgemein Menschlichen sein. Es geht hierbei um die Beziehungen zwischen Menschen, die für sich und zwischen allen die Wirklichkeit der außermenschlichen Natur als eines erweiterten Körpers des Menschen – aller Menschen – leben und diese Tatsache in allem menschlichen Zusammenleben gegenwärtig machen. Und dieses Leben kann man nur wirklich leben, wenn dies ganz bewusst das eigene körperliche Leben als Inneres des erweiterten Körpers aller und jedes Menschen, einschließt. Dies ist die wahre Weite des Humanismus der Praxis, wie er von Marx zuerst formuliert wurde.
[1] Wittgenstein, Ludwig. Vortrag über Ethik. Suhrkamp. Frankfurt a/M, 1989.
[2] Marx, Karl: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. MEW, I, S.385
[3] Wittgenstein, Ludwig. Vortrag über Ethik. Suhrkamp. Frankfurt a/M, 1989.
[4] Dies sagt bereits Marx: „Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter." (Karl Marx, Das Kapital, I, MEW, 23, S. 530.)
[5] s. Marx, Karl: Das Kapital, Bd. I, Zweiter Abschnitt,, MEW, Band 23, Berlin 1968, S. 189
[6] siehe Franz Hinkelammert: Gründungsmord Brudermord und warum Religionskritik Voraussetzung für Ideologiekriktik ist. In: Franz J. Hinkelammert - Urs Eigenmann - Kuno Füssel - Michael Ramminger: Die Kritik der Religion. Der Kampf für das Diesseits der Wahrheit. Edition ITP-Kompass, Bad.21 Münster 2017
[7] Zygmunt Bauman, Modernity and the Holocaust Ithaca, New York.: Cornell University Press , 1989
[8] Marx op.cit
[10] Friedrich August Hayek : The fatal conceit: The Error of Socialism. (The collected Works of Friedrich August Hayek, Volume I) Chicago University Press, 1988) S.72
[11] Marx, Karl: MEW Bd 23 S. 189/191
[12] Karl Marx, Das Kapital, I, MEW, 23, S. 528/530.
[13] siehe Hinkelammert, Franz J.: "Die Wachstumsrate als Rationalitätskriterium", in Osteuropawirtschaft, 1963, Heft l.
[14] Im englischen Original lautet es so:
“We stand at the birth of a new millennium, ready to unlock the mysteries of space, to free the Earth from the miseries of disease, and to harness the energies, industries and technologies of tomorrow.
A new national pride will stir our souls, lift our sights, and heal our divisions.”
[15] Popper, Karl: Das Elend des Historizismus. Tübingen l974, Vorwort, p.VIII
[16] Nietzsche, Zur Genealogie der Moral. Zweite Abhandlung. Nr.24 In: Nietzsche, Friedrich. Werke in drei Bänden. Herausgegeben von Karl Schlechta. Hanser Verlag München 1966, Band II, S.836/837
[17] Nietsche, Der Antichrist, II,1230
[18] s. die Zeitung Schleswiger Nachrichten vom 27.3.95.
[19] s. Hinkelammert, Franz: Der Fluch, unter dem das Gesetz steht.
Paulus von Tarsus und das kritische Denken. Im ersten Kapitel wird dies vorgestellt. Dieses Kapitel hat als Titel: Das Spiel der Verrücktheiten: Ephigenie, Paulus und das kritische Denken
[20] siehe Jon Sobrino: Cristología desde América Latina. (Esbozo a partir del seguimiento del Jesús histórico). Ediciones crt. México 1977
Ignacio Ellacuría: Conversión de la iglesia al reino de Dios: para anunciarlo y realizarlo en la historia. Editorial Sal Terra Santander 1984
[21] Papst Franziskus an die Botschafter von Kirgisien, von Antigua und Barbuda, des Großherzogtums Luxemburg und von Botswana - 16. Mai 2013
[22] ibid. Das Zitat von Chrysostomos bringt auch Rosa Luxemburg in “Kirche und Sozialismus” des Jahres 1905.
[23] Sowohl Marx als auch Engels wendeten sich in ihrer Zeit gegen bestimmte Vorschläge, den Atheismus für obligatorisch zu fordern für die Mitglieder der Parteien der Linken. Marx hat niemals davon gesprochen, die Religion abzuschaffen. Seine Vorstellung ist, dass nach der Verwirklichung des Kommunismus mit seiner Abschaffung der Warenproduktion und des Staates die Religionen absterben werden, weil sie ihren Existenzgrund verlieren. Dies betont Marx sehr häufig.
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