Franz Hinkelammert
Der historische Moment des Erscheinens des Buches: Hinkelammert, Franz: Ideologías del desarrollo y dialéctica de la historia [1]
Ich möchte zum erneuten Erscheinen dieses Buches in Costa Rica im Jahre 2020 eine Einführung schreiben, die gerade den historischen Moment zeigen soll, in dem es zum ersten Mal im Jahre 1970 in Chile und in Argentinien erschien.[2] Es handelte es sich um jene Zeitperiode, für die die Studentenrebellion des Jahres 1968 sich in eine weltweite Revolution verwandelte. Aber es handelte sich nicht nur um diese weltweite Rebellion der Studenten. Es machte sich gleichzeitig eine andere Problematik sichtbar, die sich auf die Orientierung des Sozialismus in der ganzen Welt bezog. Im gleichen Jahr 1968 ergab sich in Europa der Sozialismus des sogenannten "Prager Frühlings" und im Jahre 1970, also zwei Jahre danach, die Ausrufung des chilenischen Sozialismus. Es handelte sich um eine neue Formulierung des Sozialismus in Bezug auf die liberale Demokratie und die Ersetzung der zentralen Planung der Wirtschaft durch eine systematische Intervention in den Markt.
Der chilenische Sozialismus
Ich möchte gern von einer bestimmten politischen Situation ausgehen, in der diese Probleme tatsächlich im Mittelpunkt der sich ergebenden Konflikte standen. Es handelt sich um die Präsidentenwahl in Chile im Jahre 1970, in der sich drei politische Kräfte gegenwärtig machen. Es handelt sich um den Block der konservativen Parteien, die Christdemokraten und die Unidad Popular (UP), deren Kandidat Allende war..
Nach den Wahlen, in denen die Unidad Popular mit dem Kandidaten Allende am meisten Stimmen gewann, aber kein einziger Kandidat die Mehrheit aller Stimmen hatte, überzeugte Tomic die Christdemokraten, für Allende als neuem Präsidenten zu stimmen. Die Konstitution erlaubte dies, denn sie sah vor, dass in einem solchen Fall die Parteien der Kandidaten entscheiden konnten, welcher Kandidat Präsident sein soll. Im Normalfall wurde daher immer für den Kandidaten als Präsident gestimmt, der am meisten Stimmen hatte. Tomic hatte klar, dass das Projekt Allendes mit den Grundkonzepten der Christdemokraten vereinbar war und eher in Bezug auf das christdemokratische Projekt eine Weiterführung und Vertiefung darstellte. Folglich stimmten die Christdemokraten für Allende als Präsidenten, womit sie der Meinung von Tomic folgten.
Das Projekt, um das es sich handelte, war das einer Wirtschaft und Gesellschaft, das eine systematische Intervention in den Markt verfolgt. Es war das Projekt einer neuen Gesellschaft, das sich in den 40er bis 70er Jahren in Westeuropa durchgesetzt hatte und weitgehend auch von der Regierung der USA unterstützt wurde. Noch der Präsident Carter von 1977-1981 stand auf der Seite eines solchen Projekts.
Mit dem chilenischen Sozialismus als systematische Intervention in den Markt war eine Neudefinition des Kapitalismus von seiten der Kapitalisten in den USA und auch in Europa notwendig, wenn sie weiterhin ihre Legitimität durch den Antisozialismus sichern wollten. Sie hatten das Friedensprojekt der Nachkriegszeit von den 40er bis 70er Jahren akzeptiert, da es für sie das wohl einzige Projekt war, durch das sie sich gegenüber der zunehmenden Stärke der Sowjetunion definieren konnten und das sie dazu befähigen konnte, den jetzt von Seiten des Westens aufgezwungenen kalten Krieg zu gewinnen. Es war zwar ein Friedensprojekt, aber es wurde als Kriegswaffe in diesem kalten Krieg durchgesetzt. Aber es ergab sich , dass dieser kalte Krieg in den 70er Jahren bereits gewonnen war, sodass dieses Friedensprojekt überflüssig schien und sogar als gefährlich angesehen werden konnte. Dir Politik der systematischen Interventionen in den Markt hatte als Ergebnis eine neue Form der Kontrolle des Kapitals, wie sie gerade mit den demokratischen Strukturen der westlichen Gesellschaft vereinbar war und sich daher als das Ergebnis dieser gesamten Nachkriegspolitik ergab. Der Kapitalismus musste sich jetzt gegen diese demokratische Kontrolle wehren, wenn er als totaler Kapitalismus weiterhin existieren wollte. So wurde das bisher vom Kapitalismus geförderte Projekt einer neuen Gesellschaft zur Gefahr für den Kapitalismus und der Kapitalismus musste sich jetzt gegen die Demokratie durchsetzen. ¡Kapitalismus ja, Demokratie nein!
Vorher, im kalten Krieg, musste man ein humanes Gesicht des Kapitalismus zeigen. Als es offenbar wurde, dass man den kalten Krieg gewonnen hatte (in den 70er Jahren) wurde dieses humane Gesicht dann wieder abgeschafft. Es kam nun der Kapitalismus des totalen Marktes, der unter der Flagge des Neoliberalismus die Politik seit Reagans bestimmt.
Genau dazu bot sich der Neoliberalismus von Hayek (und von Ludwig von Mises) an. Er hatte zwar schon eine durchaus bedeutende Struktur, hatte aber nur wenig Echo innerhalb der bürgerlichen Gesellschaften. Die neue Regierung von Allende in Chile bot die Gelegenheit, jetzt einen totalen Kapitalismus an die Stelle des reformistischen Kapitalismus der Nachkriegszeit zu setzen.. Der Hauptgegner war damit nicht mehr der angebliche Kommunismus der Sowjetunion, sondern alle, die weiterhin die systematische Intervention des Marktes als wesentliches Elemente der Politik einschliesslich der Wirtschaftspolitik sahen. Der Markt wurde jetzt zum höchsten Wesen alles menschlichen Lebens erklärt und die Menschenrechte wurden damit weitgehend abgeschaftt. Dies war die jetzige Form, den totalen Klassenkampf von oben zu erklären.
Er fasst dann alles dies durch folgenden theologischen Verweis auf den Markt und seine Stimme zusammen:
„In seinem religiösen Aspekt, wird diese unsere Interpretation wiedergespiegelt durch jenes Wort aus dem Vaterunser, das sagt: “Dein Wille geschehe (und nicht der Meinige) wie im Himmel also auch auf Erden”, und ebenfalls in dem Zitat aus dem Evangelium: “Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe…“ (Joh 15,16)[3]
Es kann kein Zweifel sein, dass es sich hier nicht um irgendeine Wirtschaftstheorie handelt, sondern um ein idolatrisches Erlösungsdenken, das die ganze Weltgeschichte zu erfassen. Tatsächlich handelt es sich um ein Denken, das mit Nietzsche beginnt und zum Aufstand des Menschen gegen die menschliche Gleichheit aufruft. Zum ersten Male wurde dieser Aufruf laut im Faschismus der 20er bis 40er Jahre des vergangenen Jahrhundert. Heute findet er wiederum Gehör und jetzt als Ideologie des totalen Marktes. Der Faschismus war ein staatlicher Totalitarismus. Dieser neue Totalitarismus hingegen ist ein Totalitarismus des Marktes, der natürlich den Staat einschliesst, aber nicht von ihm abhängt. Er hängt direkt von den Marktkräften ab und wird von ihnen aus geleitet.
Dies geht zusammen mit dem weitgehenden Ende des internationalen Rechts, das durch die Verhängung von Sanktionen ersetzt wird, die insbesondere von den USA und den angeblichen Musterdemokratien Europas entschieden werden. Insbesondere gelten damit keine Menschenrechte mehr. Es entstehen Situationen, die eher einem Belagerungszustand ähneln. Die Musterdemokratien haben jetzt das Recht, ganze Bevölkerungen durch Sanktionen dem Hunger preiszugeben. Ebenfalls entstehen gigantische Lager für Gefangene, denn die Flüchtlinge, die jetzt in diesen Lagern leben und häufig keinen anderen Ausweg mehr heben, leben häufig wie in den Konzentrationslägern des vorherigen, staatlichen Totalitarismus. Jedenfalls kann man dies häufig in den westlichen Kommunikationsmitteln lesen.
Von der neuen befreiten Gesellschaft bis zur neoliberalen Gesellschaft, die nur noch ein Minimum an Menschenrechten anerkennt
Tatsächlich hörte die Entwicklungspolitik auf und wurde durch eine Wachstumspolitik ersetzt. Das zentrale Datum für diese Veränderung ist ebenfalls die Zeit der 70er Jahre, in der nicht nur die Entwicklungspolitik durch eine reine Wachstumsorientierung ersetzt wurde, sondern überhaupt der Kapitalismus einen anderen Charakter bekam. Wir hatten gesehen, dass er in den Jahren seit den 40er Jahren bis in die 70er Jahre hinein als ein sozialer Kapitalismus entwickelt wurde, der seiner Politik des kalten Krieges ein menschlichen Antlitz geben wollte und daher auf ganz neue Weise den Sozialstaat entwickelte. Dies ist auch die Zeit, in der eine Entwicklungspolitik gefördert wurde, die parallel lief zu den Wiederaufbauplänen in Europa nach dem 2. Weltkrieg. Der Begriff Entwicklung war nicht einfach ein wirtschaftlicher Begriff, sondern bezog sich auf den Charakter der zu entwickelnden Gesellschaft und selbst ihres kulturellen Hintergrundes.
In Lateinamerika wurde die Entwicklungspolitik insbesondere in einer Niederlassung der UNO diskutiert. die sich CEPAL (Comisión Económica para América Latina y el Caribe) nennt und die ihren Sitz in Santiago de Chile hat. In der Nachkriegszeit gruppierte sich eine sehr breite Öffentlichkeit um diese Niederlassung und sehr viele verschiedene auch politische Orientierungen waren gegenwärtig. In diesen Diskussionen wurde nicht nur über die Entwicklungspolitik im weitesten Sinne gesprochen, sondern ganz ebenso über die jetzt nötigen Vorstellungen über eine alternative Gesellschaft und Ökonomie. Gleichzeitig entwickelte sich eine durchaus neue Kultur. Es gab eine Reihe von Kunstrichtungen, die sich gegenwärtig machte, insbesondere eine reichhaltige Entwicklung der Romanliteratur und der Volksmusik. Gleichzeitig bildeten sich neue religiöse Richtungen innerhalb der verschiedenen Kirchen, die sich dann als Befreiungstheologie gegenwärtig machten. Auch diese Befreiungstheologie war Teil dieser neuen Kultur, sodass sich in vielen Ländern solidarische Gruppen bildeten, die den Namen "Christen für den Sozialismus" übernahmen. Wenn man dies alles bedenkt, versteht man, was eigentlich in dieser Zeit Entwicklung und Entwicklungspolitik bedeutete. Das Ganze wiederum muss man wieder im Zusammenhang mir mit der Studentenrebellion sehen, die weltweit stattfand und eine weitgehend neue Sicht dessen entwickelte, was man als Konsumkultur bezeichnen kann. Aber es ging tatsächlich um eine Konsumkultur, nicht um einen Konsumismus als Konsumzwang. Ein Autor wie Marcuse legt hiervon das Zeugnis ab.
Man sieht dann, dass die Neuformulierung des Sozialismus, die durch die Unidad Popular unter dem Präsidenten Allende stattfand, wirklich Teil einer Art weltweiter Revolution war und daher auch gleichzeitig einen neuen Humanismus der Praxis und damit einen neuen Begriff von Sozialismus hervorbrachte.
Hiergegen stand jetzt die Forderung, aufs Neue den wieder völlig brutal gewordenen Kapitalismus gegen diese Möglichkeit einer neuen Welt und einer neuen Erde zu mobilisieren. Dies begann mit einer Lateinamerikareise des US-amerikanischen Vizepräsidenten Rockefeller unter dem Präsidenten Nixon im Jahre 1969. Er sollte eine Gegenstrategie entwickeln, die den nackten Kapitalismus retten könnte. Er kam zurück mit dem Spruch, dass die lateinamerikanische Befreiungstheologie unvereinbar sei mit den nationalen Interessen der USA. Es ging natürlich nicht einfach um diese Theologie. Es ging um eine Anklage gegen die gesamte Kulturentwicklung, die sich ergeben hatte, einschliesslich der neuen Vorstellung vom Sozialismus. die jetzt gegenwärtig gemacht wurde.
Das Ergebnis war die Neuorientierung, die jetzt von den USA ausging. Es handelte sich wieder um einen Aufstand der Rechten gegen die Gleichheit aller Menschen und die Menschenrechte. Es wurden jetzt gerade die totalitären Militärdiktaturen der Nationalen Sicherheit gefördert, die sich jetzt vor allem in Chile, Argentinien, Uruguay, Paraguay und Brasilien ergaben und die sich absolut auf die Seite der neuen neoliberalen Richtung der bürgerlichen Ideologie stellten. Insgesamt waren diese Länder Teilnehmer des Plan Condor, der von der US-Regierung aus organisiert wurde und der im Jahre 1975/76 begann.
Totalitarismus und Neoliberalismus waren einfach nur zwei Gesichter derselben Medaille. Der Aufstand gegen die Menschenrechte kehrte zurück, nachdem der erste Aufstand von Totalitarismus und Faschismus mit dem 2. Weltkrieg zusammengebrochen war, der ebenfalls ein Aufstand gegen die Menschenrechte und die Gleichheit aller Menschen war.
Damit war dann die grosse Entwicklungsvorstellung von einer neuen Gesellschaft beendet. Sie ging unter vor allem mit dieser gewaltigen Christenverfolgung. Es wird sehr häufig von den Christenverfolgungen durch sowjetsozialistische Regierungen gesprochen. Nicht eine davon hat auch nur annähernd diese gewaltige Grösse erreicht, die hier verwirklicht wurde. und die mit Hilfe von rechtsradikalen Christen begangen wurde.
Damit ist klar, dass von den 80er Jahren an keine Entwicklungspolitik mehr gemacht wurde. Als man Frau Merkel kurz nach ihrer ersten Ernennung als Kanzlerin im Jahre 2005 fragte, ob man nicht aufs neue eine Entwicklungspolitik für die vielen Länder der Dritten Welt machen müsste, antwortete sie, dass man keine Entwicklungspolitik mehr machen werde, sondern das deutsche Kapital, das in diesen Ländern investieren möchte, unterstützen würde. So waren wir dann wieder zurück beim alten Kolonialismus, der einfach Geschäftemacherei und Ausbeutung für die abhängigen Länder war. Statt Entwicklungspolitik machen wir jetzt angebliche Wachstumspolitik. Wachstum sollte jetzt das Kriterium sein, nicht Entwicklung im vorherigen Sinne.
Wir müssen uns aber immer klar sein: es hat eine klare Alternative in den 60er und siebziger Jahren gegeben. Sie wurde durch einen neuen Begriff von Sozialismus und einer neuen Kulturvorstellung dargestellt. Aber sie wurde unterdrückt durch die mörderische Verfolgung durch die kapitalistischen Machtzentralen und ihren Klassenkampf von oben.
Die Krise der westlichen Zivilisation.
Wir erleben ganz offensichtlich in einer Krise der westlichen Zivilisation. Sie geht von dem Aufstand gegen die Gleichheit aller Menschen, der gleichzeitig ein Aufstand gegen die Menschenrechte ist, aus. Dieser leitet sich vom Denken Nietzsches ab und wird dann zuerst zur Wirklichkeit im Faschismus, heute aber im Neoliberalismus. Der Widerstand gegen diesen Aufstand führte zu einer neuen Sozialismusvorstellung, zu der parallel dann die erwähnte Neuformulierung des Subjekts durch die Rebellion der Studenten im Jahre 1968 kam, die eine neue Subjektivität anzielte im Verhältnis zu allen bestehenden Institutionen.
Diese neue Sozialismusvorstellung hatte aber noch einen dritten Pol, den man nicht vergessen sollte. Er tauchte in ganz ähnlichen Begriffen bereits im Frühjahr des Jahres 1968 in der Tschechoslowakei auf und wurde dann am 21. August 1968 durch den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes beendet. Dieser Aufstand ist als Prager Frühling[4] bekannt. Die neue Sozialismusvorstellung wurde in Prag durch den Ökonomen Ota Sik schon vor diesem Aufstand ausgearbeitet. Er versuchte dann, sie als Wirtschaftsminister durchzusetzen. Er spielt eine ganz ähnliche Rolle wie sie dann in Chile ab 1970 Pedro Vuskovic spielte. Allende als Präsident vertrat mit ausdrücklicher Abgrenzung von Kubas Modell einen verfassungskonformen, gewaltlosen und schrittweise jeweils mit demokratischen Mehrheiten legitimierten Weg zum Sozialismus. Diesen Sozialismus verstand er als systematische Intervention in den Markt mit dem Ziel, den Markt zur systematischen Achtung der Menschenrechte zu zwingen. Michael Gorbatschow als Staatspräsident der Sowjetunion versuchte noch in den Jahren 1990 bis 1991 in der Linie des Prager Frühlings und auch der Neuformulierung des Sozialismus in Chile den sowjetischen Sozialismus neu zu definieren. Aber dieser Versuch wurde zum Scheitern gebracht.
Dies waren die grossangelegten Versuche, den neuen demokratischen Sozialismus zu verwirklichen. In Prag wurde er durch die Truppen des Warschauer Paktes beendet, in Lateinamerika durch die von Seiten der USA organisierten totalitären Militärdiktaturen der Nationalen Sicherheit., die auf geradezu mörderische Art vorgingen und in Lateinamerika den Neoliberalismus aufzwangen. Die US-Regierung organisierte diese verschiedenen Militärdiktaturen in dem Plan Condor.
Verstehen wir diese Initiativen in ihrer tatsächlichen Einheit, ergibt sich, dass hier effektiv eine Alternative zum herrschenden System in seinen verschiedenen Formen im Entstehen war. Sie wurde aber durch den Aufstand gegen die Menschenrechte und die Gleichheit aller Menschen von Seiten des Neoliberalismus, der sich in Lateinamerika auf die totalitären neuen Militärdiktaturen der Nationalen Sicherheit stützen konnte, wieder einmal weitgehend zerstört.
Vom Ende des Jahrhunderts an - in Chile ab 1990 - wurden die wichtigsten der Militärdiktaturen wieder demokratisiert, nachdem man mit Hilfe des erwähnten Plan Condors.
Aber mit der Demokratisierung ergab sich der vorhergehende Konflikt aufs neue. Die Bevölkerung akzeptierte in den darauf folgenden Wahlen nur selten die Positionen der Militärdiktaturen, die allesamt die Wirtschaft neoliberal orientiert hatten. Viele Regierungen kehrten zu einer Politik zurück, die sich gegen diese Positionen richtete. Ich will nur drei hier erwähnen, die ich für ausserordentlich repräsentativ halte.
In Venezuela wurde Hugo Chavez 1999 Präsident. Er sprach davon, den Sozialismus des 21. Jahrhunderts zu begründen.Er machte sehr klar, dass er damit eine Gesellschaft meinte, die auf einer durch systematische Interventionen in Markt begründeten Gesellschaft beruhte, wie sie bereits in Chile 1970 proklamierrt woren war. Chavez starb 2013, und ihm folgte Maduro als Präsident bis heute. Aber Venezuele wurde jetzt zum Zielpunkt einer systematischen Politik wirtschaftlicher Sanktionen, die sehr bald den Export des wichtigsten Produkts - dem Petroleum -weitgehend unmöglich machte. Die Bevölkerung wurde von der US-Regierung zum Hunger verurteilt. Millionen von Flüchtlingen verliessen das Land, das Gesundheitssystem wurde ruiniert. Nicht einmal heute angesichts der Katastrophe des Corona-virus hat die US-Regierung diese mörderischen Sanktionen aufgehoben.
In Brasilien wurden Verleumdungen gegen Lula erfunden und in ihrem Namen wurde Lula zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Dies machte es möglich, dass Bolsonaro die Präsidentschaftwahlen gewann und heute Präsident von Brasilien ist. Damit wurde die ausserordentlich wichtige Sozialpolitik Lulas und der Aufbau eines Sozialstaats beendent und weitgehend wieder aufgelöst. Ebenfalls wurde die Zerstörung der Amazonie ganz ausserordentlich intensiviert. Wiederum konnte sich der Neoliberalismus durchsetzen, Lula wurde wieder freigelassen, kann aber kaum noch eine politische Rolle spielen,
In Bolivien erfand der Vorsitzende der OEA (Organisation Amerikanischer Staaten) die Nachricht eines angeblichen Wahlbetrugs und griff damit die Regierung von Evo Morales an.. Es war faktisch ein Aufruf zum Staatsstreich, der von der US-Regierung wiederum unterstützt wurde. Morales suchte Asyl zuerst in Mexiko und dann in Argentinien. Die OEA hat nie Beweise für eine angebliche Wahlfälschung erbracht.
Dies zeigt, dass es eine Alternative gibt und sie liegt ziemlich offen. Es ist die Antwort auf den Klassenkampf von oben, der heute den Kapitalismus weitgehend beherrscht. Diese Antwort auf den Klassenkampf von oben kann nicht durch eine simple Erklärung eines darauf antwortenden Klassenkampfes von unten beantwortet werden. Sie kann nur sein ein Kampf um die Rückgewinnung einer Demokratie, die heute weitgehend vom Grosskapital beherrscht wird. Die Demokratie ist weitgehend ans Kapital verkauft worden. Aber sie kann nicht zurückgekauft werden, sondern dieser Verkauf muss durch die neue Entwicklung der Demokratie anulliert werden. Dies ist nötig, damit endlich wieder Interventionen in den Markt aus legitimen Entscheidungen hervorgehen können.
Die Alternative für die heutige Welt muss immer davon ausgehen, dass die systematische Intervention des Marktes nicht nur legitim, sondern absolut notwendig ist. Sie ist heute auch für den Fall der Klimakrise ganz so legitim wie notwendig wie sie es im Falle der Pandemie ist, die uns heute mit dem coronavirus bedroht. Deshalb brauchen wir eine ebenso weite Fähigkeit, immer und in allen möglichen institutionellen Krisen diese gleiche Beweglichkeit zu haben, die sich im Fall dieser Pandemie ergeben hat
Es handelt sich um eine Alternative, die in Wirklichkeit völlig offensichtlich und keine extreme Neuigkeit ist. Wir müssen zu einer Wirtschaftspolitik, aber auch soziale und kulturelle Politik zurückkehren, die in den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg entwickelt wurde und die heute erneuert werden muss. Aber der Neoliberalismus von heute betrachtet und verfolgt eine solche Politik und nennt sie "radikale und extremistische Linke", so wie sie es auch taten mit dem Leiter der Labour Party in England, Corbyn.
Es geht heute darum, dieses ideologische Zentrum des heutigen Klassenkampfes von oben aufzulösen oder zumindest zu schwächen. Die entsprechende Kritik zu entwickeln, ist einfach die andere Seite der Entwicklung der konkreten Massnahmen, die getroffen werden müssen. Heute setzt dies voraus, systematisch eine Fetischismustheorie zu entwickeln, die auf dieses Problem antwortet und die heute wohl nur eine Weiterentwicklung der marxschen Fetischismustheorie sein kann. Aber sie muss alle unsere Anstrengungen begleiten, um einen Weg zur Lösung unserer vielen Einzelprobleme zu finden. Diese Theorie tritt zum Teil an die Stelle dessen. was in den 60er Jahren die Kritik der Kultur von seiten der Rebellion der Studenten war, weshalb sie heute weniger von der Psychoanalyse abhängt und mehr von der marxschen Fetischismustheorie. Aber immer muss festgehalten werden: Alle einzelnen Projekte müssen im Rahmen dieser allgemeinen Alternativvorstellung für unsere heutige Gesellschaft stehen, damit jedes Einzelprojekt möglich wird. Jedes Einzelprojekt muss daher im Rahmen der Spiritualität dieses Humanismus der Praxis stehen, damit mögliche Alternativen auch tatsächlich verwirklicht werden können. Wir müssen dies in unserer gesamten Kultur gegenwärtig machen.
Geld und Markt im Kampf gegen die Befreiung, die vom Menschen ausgeht: die Antwort auf den Klassenkampf von oben.
Ich glaube, dass es für Theologie und Kirche immer schwieriger wird, sich einfach hier herauszuhalten. Unsere heutige Politik beruht auf einem Grundprinzip, das ganz offensichtlich der christlichen Tradition und vor allem dem Ursprung des Christentums widerspricht. Diese Prinzip können wir formulieren als: Das höchste Wesen für den Menschen ist der Markt und das Geld.
Dies ist das, was der Neoliberalismus als sein Ziel ausdrückt. Er sagt: Der Markt ist das höchste Wesen für den Menschen. Und immer wird er hinzufügen: Wenn der Markt das höchste Wesen für den Menschen ist, geht es auch dem Menschen besser durch den Markt als durch irgendwelche sonstigen Institutionen oder sonstige Politik. Dies aber wird mit den zunehmenden Krisen ökologischer Art wie der Krisis des Klimas, mit der anscheinend definitiven Verurteilung eines Grossteils der menschlichen Bevölkerung durch die Verelendung, aber auch durch die weitere Bedrohung durch immer neue Pandemien, die durch die absolute Willkür in der Behandlung der ökologischen Gleichgewichte entscheidend gefördert werden, offensichtlich immer schwerer zu begründen. Es ist das, was wir vorher ausgedrückt haben als den heutigen Klassenkampf von oben. Die Antwort auf diesen Klassenkampf von oben aber wird immer einschliessen müssen: Die Demokratie muss nicht marktkonform sein, sondern der Markt muss demokratiekonform sein. Wir müssen das Tor zur Demokratie wieder weit öffnen. Dies ist eben eine der Grundbedingungen dafür, dass Alternativen überhaupt möglich sind. Es genügt nicht, zu wissen, was zu tun ist. Es muss ebenfalls möglich gemacht werden, dass die notwendigen Massnahmen auch getroffen werden können. Der Neoliberalismus versucht überall und ständig, alles Mögliche unmöglich zu machen, wenn seine Verwirklichung Interventionen in den Markt fordert. Dies ist seine tiefgehende Irrationalität, der ständig gegenübergetreten werden muss.
Hier möchte ich aufs neue wieder auf mein Buch "Ideologías del desarrollo y dialéctica dae la historia", dessen historischen Ort ich ja analysieren will. Dieses Buch ist zum ersten Mal im Jahre 1970 erschienen. In diesem Jahr übernahm die Unidad Popular die Regierung unter Allende als Presidenten. Es gibt allerdings ebenfalls einen Vorgänger dieses Buches, das sich mit derselben Problematik auseinandersetzt. Es ist mein Buch aus dem Jahre 1967: "Economía y revolución". Beide Bücher entstanden aus der Partizipation in den Diskussionen über das Projekt des Sozialismus in Chile, in denen viele auch christliche Bewegungen teilnamen, die Mitglieder der Unidad Popular waren. Es handelt sich vor allem um diejenigen Gruppen, die dann ab 1971 in Chile die Bewegung "Christen für den Sozialismus" gründen. Ich war damals Professor an der katholischen Universität "Universidad Católica de Chile", die in diesen Jahren intensiv an diesen Diskussionen teilnahm.
Ich möchte hier jetzt die Schlussworte dieses Buches zitieren:
"In gewisser Hinsicht ist das Christentum der Befreiung eine Art universaler Synthese...
Vor allem aber ist es eine universale Synthese im Gegenüber zum christlichen Konservatismus und seinem immanenten Widerspruch: die Zustimmung zur gegenwärtigen Ungleichheit zugunsten einer postmortalen Gleichheit. Das Christentum der Befreiung macht ein Ende mit diesem falschen Christentum, entlarvt es als Ideologie der herrschenden Klasse und ersetzt dessen immanenten Widerspruch durch das Motto: im Kampf für Befreiung und Gleichheit - im Sinne einer permanenten Revolution auf der Grundlage der Volkssouveränität - die endgültige Fülle postmortalen menschlichen Lebens auf einer neuen Erde zu erringen. Diese geht hervor aus dem qualitativen Sprung der „Fülle der Zeit“ die gleichzeitig sowohl menschliche Errungenschaft als auch Offenbarung Gottes ist. Oder, um es anders auszudrücken, postmortale Gleichheit und Befreiung sind nicht das Produkt der Unterwerfung unter die heute herrschende Ungleichheit, sondern im Gegenteil, das Ergebnis einer kontinuierlichen Rebellion gegen die gegenwärtige Ungleichheit und für die Befreiung in jedem Moment der menschlichen Geschichte. Das Christentum der Befreiung macht sich die Perspektive der beherrschten Klasse im Klassenkampf der Geschichte zu Eigen."[5]
Diese Bewegungen verstanden sich selbst als Bewegungen in einer permanenten Volksrevolution, deren Grundlage die Volksouveränität und die menschliche Gleichheit sind und die auf diese Art die Option für die Armen und die Verachteten darstellen. Aber hiermit schreiben sie sich gleichzeitig in die mit dieser Praxis verbundenen christlichen Tradition ein: es geht darum, durch den Kampf um die Befreiung und die Gleichheit ... die definitive menschliche Vollkommenheit post mortem auf einer neuen Erde zu erreichen, die mit der Reife der Zeit erwartet wird, die sowohl ein Ergebnis der menschlichen Aktivität als auch der göttlichen Offenbarung ist oder sein wird. Daher ergibt sich in dieser Art von Volksbewegungen die menschliche Dimension der Erwartung del Lebens post mortem.[6]
Es ging hier immer auch darum, darauf zu bestehen, dass Gott nicht Christ, sondern Mensch geworden ist.
Die hier sichtbare Vorstellungswelt zeigt, dass es sich um ein Projekt handelt, das heute weiterhin aktuell ist.
Es ist offensichtlich, dass auf diese Weise diese Bewegungen eine theologische Dimension bekommen, die als solche neu ist, zumindest in seinen Dimensionen. Aber diese Vorstellungen gehen nicht notwendig von Theologen oder Kirchen aus, sondern sie entstehen sehr oft einfach spontan in diesen Volksbewegungen.
Aber es entstehen durchaus auch gegensätzliche Bewegungen. Der Neoliberalismus hat als Grundlage eine Magie des Marktes und des Geldes, auf der seine ausserordentliche Kraft zur Manipulation beruht. Ich habe bereits zitiert, wie Hayek, der der Guru der Neoliberalen war, den Markt durch das Vater-unser und durch das Johannesevangelium sprechen lässt. Für ihn ist der Neoliberalismus eine Religion. Aber auch sonstige religiöse Bewegungen, die sich mit dieser Religion des Marktes identifizieren, bewegen sich in der gleichen Richtung. Eine Pastorin und Profetin einer der neuen Pfingstlerreligionen in Lateinamerika sagt dies ganz offen: "A punta de dólares te meto al cielo” (Mit dem Dollar in der Hand bringe ich dich in den Himmel).[7] Dies ist verbunden mit der sogenannten "prosperity gospel", die aus den USA nach Lateinamerika exportiert wurde und die ganz parallel zum Neoliberalismus funktioniert. Diese hier von uns zitierten Worte klingen ganz so, wie es im XVI. Jahrhundert gesagt wurde von Seiten der Seelenverkäufer des Vatikans, gegen die Luther ebenfalls aufstand: "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt."
Hier wendet sich der Neoliberalismus selbst auch an irgendein post-mortem, das mit dem Dollar in seiner Hand grüsst.
Aber es ergeben sich auch in Deutschland Vorstellungen einer anderen Welt post-mortem, die in der gleichen Zeitperiode der Jahre von etwa 1965-1973 , in der sich in Chile die entsprechenden Bewegungen sich dann ab 1971 als "Christen für den Sozialismus" organisierten und die wir bereits erwähnt haben. Jetzt bildeten sich durchaus ähnliche Vorstellungen in den Zentren des kritischen Denkens in Deutschland innerhalb der sogenannten Frankfurter Schule. Die beiden grossen Begründer dieses Zentrums - Adorno und Horkheimer - entwickelten jetzt durchaus ähnliche Denkvorstellungen und sprachen von einer Welt, die eine vollständig andere Welt ist. Horkheimer bekommt in einem Interview folgende Frage gestellt:
" Bleibt also für die Religion nur die Sehnsucht nach dem Unendlichen?"
Hierauf antwortet Horkheimer:
"Die Sehnsucht nach vollendeter Gerechtigkeit. Diese kann in der säkularen Geschichte niemals verwirklicht werden; denn selbst wenn eine bessere Gesellschaft die gegenwärtige soziale Unordnung ablösen würde, wird das vergangene Elend nicht gutgemacht und die Not in der umgebenden Natur nicht aufgehoben."[8]
Gemäss Horkheimer, kann man die Sehnsucht nach vollendeter Gerechtigkeit nur dann denken, wenn man sie als eine ganz andere Welt denkt ausserhalb unserer "säkularen Geschichte". Aber er hält es für notwendig, eine solche andere Welt zu denken, auch wenn es unmöglich ist, die Möglichkeit seiner Verwirklichung zu beweisen. Es handelt sich um eine Welt "post mortem", die sichtbar wird ausgehend vom kritischen Denken und eine Theologie darstellt, die durchaus einen profanen Charakter hat.
Es gibt sehr ähnliche Aussagen von Adorno. In seinem Buch "Negativa Dialektik" sagt er, dass die wahre Gerechtigkeit eine Welt verlangen würde, "'in der nicht nur bestehendes Leid abgeschafft, sondern noch das unwiderruflich Vergangene widerrufen wäre"[9]
Und Adorno fügt hinzu, dass die absolute Gerechtigkeit notwendigerweise in eine "Auferstehung des Fleisches" einmündet.[10]
Es ist hier besonders interessant, dass die Argumentationen von Adorno und Horkheimer und die der Christen für den Sozialismus sehr verschieden und ganz offensichtlich unabhängig voneinander sind. obwohl sie in Bezug auf diese Vorstellung einer Welt post mortem eine gemeinsame Position einnehmen. Ebenfalls gilt für beide Positionen, dass sie nicht etwa behaupten, die empirische Möglichkeit der Verwirklichung irgendwie beweisen können. Aber die Argumentation behält ihren Sinn, auch wenn man die Möglichkeit ihrer Verwirklichung ausschliesst.
Dies ermöglicht es uns, noch eine weitere Reflektion über diesen historischen Moment anzuschliessen, der von mir durch die Bezugnahme auf das Jahr 1968 mit seiner studentischen Revolution angesprochen wurde. Aber wir haben darauf schon hingewiesen, dass es ebenfalls das Jahr des Prager Frühlings ist. Aber dieser Bezugnahme auf diesen historischen Moment schliesst für mich ebenfalls die Bezugnahme auf den chilenischen Sozialismus des Jahres 1970 ein. Es endete hier eine vorhergehende Sozialismusvorstellung die in sich einschloss die Möglichkeit einer Verwirklichung des Reichs der Freiheit und des Kommunismus, wie diese von Marx begriffen wurden. Diese totale Hoffnung, die den zu verwirklichenden Sozialismus mit der Verwirklichung der vollendeten Gerechtigkeit gleichsetzte, hatte sich völlig erschöpft. Daher können jetzt die Vorstellungen, die die zukünftige perfekte Welt als einen Ort jenseits des Todes und folglich als einen theologischen Ort vorstellen, weitergeführt werden. Aber hiermit verwandet sich der wirklich mögliche Sozialismus in die Erwartung einer besseren Gesellschaft, die allerdings weiterhin eine solche Gesellschaft bleibt, wie andere vor ihr. Sie kann besser sein, ohne je die Perfektion der Gerechtigkeit behaupten zu können oder zu müssen. Aber sie versteht das Mögliche als Ergebnis der Interpretation unserer Wirklichkeit durch ein als für uns als unmöglich erkanntes Ziel.
[1] Hinkelammert, Franz J.: Ideologías del desarrollo y dialéctica de la historia.
Universidad Católica de Chile – Editorial PAIDOS Buenos Aires, 1970 Vortrag gehalten am 23. Oktober 2020 im Doktorat für Sozialwissenschaften der Universität UNA in Heredia, Costa Rica
[2] Ich stütze mich auf ein Interview, das Martin Hoffmann gemacht hat, das aber bisher noch nicht erschienen ist.
[3] “This is conspicuously so in its religious meaning, as we see for example in the Lord's Prayer, where it is asked that 'Thy will [i.e., not mine] be done in earth as it is in heaven'; or in the Gospel, where it is declared: 'Ye have not chosen me but I have chosen you, that ye should go and bring forth fruit, and that your fruit should remain' (St. John, 15:26).”
Friedrich August Hayek : The fatal conceit: The Error of Socialism. (The collected Works of Friedrich August Hayek, Volume I) Chicago University Press, 1988) S.72
eyek Hayek bei einem Besuch in Santiago de Chilr sagtH
[4] Ich danke Ulrich Duchrow dafür, dass er mich auf die Notwendigkeit hingewiesen hat, diesen Pol stärker zu berücksichtigen.
[5] Hinkelammert, Franz J.: Ideologías del desarrollo y dialéctica de la historia (Ideologien der Entwicklung und die Dialektik der Geschichte) Universidad Católica de Chile – Editorial PAIDOS Buenos Aires, 1970 p. 306
Zum Vergleich füge ich hier das spanische Original hinzu:
"En cierto sentido, sin embargo, el cristianismo de liberación es una síntesis universal....
Pero por sobre todo es una síntesis universal en relación con el cristianismo conservador y su contradicción inmanente: la aceptación de la desigualdad actual en favor de una igualdad post-mortem. El cristianismo de liberación supera definitivamente este cristianismo falso, lo desenmascara como la ideología de la clase dominante y reemplaza su contradicción inmanente por el lema: alcanzar a través de la lucha por la liberación y la igualdad —en cuanto revolución permanente basada en la soberanía popular— la plenitud humana post-mortem definitiva en una nueva tierra, producto del salto cualitativo que vendrá junto con la madurez de los tiempos que es tanto conquista humana como revelación de Dios. O, diciéndolo en otras palabras, la igualdad y la liberación post-mortem no son producto del sometimiento a la desigualdad actual sino, por lo contrario, el resultado de la rebelión continua en contra de la desigualdad actual y en favor de la liberación en cada momento de la historia presente. El cristianismo de liberación adopta la perspectiva de la clase dominada en la lucha de clases en nuestra historia." S. 306
[6] s. ebenfalls Ramminger, Michael: Wir waren Kirche... inmitten der Armen: Das Vermächtnis der Christen für den Sozialismus in Chile von 1971 - 1973. ITP-Kompass 2019
[7] ver https://www.youtube.com/watch?v=wyGWbdez6h8
[8] Horkheimer, Max: Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. Ein Interview mit Kommentar von Helmut Gumnior, Hamburg: Furche Verlag 1970
[9] s. Adorno, Theodor W. 1973. »Negative Dialektik«. In Gesammelte Schriften, Bd. VI, herausgegeben von Rolf Tiedemann, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973. (Zuerst erschienen Suhrkamp 1966) S. 207
zitiert gemäss Stefan Ahrens, M.A. "Max Horkheimer und Joseph Ratzinger. Vertreter einer über sich selbst 'aufgeklärten Aufklärung?'" Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Sozialwissenschaften 2012
[10] Adorno op.cit S. 207
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